Pfeifen gibt es überall und warum mir unbehaglich wurde.
Pfeifen gibt es überall. Nicht nur bei uns in Italien, obwohl es da
besonders chaotisch zugeht. Aber wenn ich mir die Geschichte mit dem
Berliner Flughafen, dann die mit dem Euro Hawk ansehe, rollen sich
mir die Fußnägel hoch. Bringt natürlich nichts, sich
aufzuregen, dennoch gibt es
genug Organisationen die hätten helfen können, Mängel wie die in
den Medien dargestellten zu vermeiden. Kepner-Tregoe
zum Beispiel. Für Arbeit an Projekten und Aufdeckung von Fehlern im
laufenden Geschäft besonders geeignet. Als ich bei Reemtsma
arbeitete und das ist schon über 20 Jahre her, wurden wir als
Betriebsorganisatoren dahingehend geschult, Fehler so schnell wie
möglich aufzudecken. Das ging schon los bei Implausibilitäten in
der Planung. Habe ich genossen.
Als logisch denkender Mensch stellt man die Kompetenz der Leute in
Frage, die an dem Flughafen-Projekt und an dem des Euro-Hawk
mitgearbeitet haben. Ich habe den Eindruck, die Leute sind
bescheuerter geworden. Ich übrigens auch, aber das ist
altersbedingt, lol. Und ich kann es mir leisten. Schließlich bin ich
pensioniert :-). Ich mache das an einem Beispiel fest, was aus dem
SPIEGEL stammt. Ich zitiere mal aus dem Beitrag „Was stimmte“:
SNIP. [… Er mag keine Journalisten.
Er hält sie für dumm. „Wenn ein Baseball und der Schläger
zusammen 1,10 Dollar kosten und der Schläger genau einen Dollar
teurer ist als der Ball: Wieviel kostet dann der Ball?“]
SNAP. Ich dachte, der Ball kostet 10 Cent. Und das ist verkehrt. Also
bin auch ich bescheuert.
Und jetzt das Ding mit der NSA,
der National Security Agency, die millionen Telefonnummern aufgesaugt
hat. Sieht das Hauptquartier nicht wie ein Borg-Raumschiff aus?
Resistance is futile. You will be assimilated, lol. Wer hat wen
angerufen? Kommt mir wie X-File vor. Gestern las ich darüber in
Wired, dann in italienischen Medien. Heute steht es im SPIEGEL
online. Etwas spät, finde ich.
Wenn man in den U.S.A lebt, stellt sich hin und wieder ein
unbehagliches Gefühl ein. Mein erster Job als Programmierer in den
U.S.A war bei Dow Chemical in Midland, Michigan, dem wohl jetzt
größten Chemieunternehmen auf der Erde. Ein phantastisches
Unternehmen. Blendend organisiert, reizende Kollegen aus aller Herren
Länder. Was mich jedoch etwas irritierte war, dass sie während des
Vietnamkrieges das Entlaubungsmittel Agent Orange herstellten, was
vom amerikanischen Militär rücksichtslos in Vietnam angewandt
wurde.
Jahre später war ich bei Kodak, und zwar in Dallas, Texas. Die Leute
beschäftigten sich dort mit einem Verfahren, Röntgenbilder über
Telefonleitungen zu verschicken. Dann wurde ich für zwei Wochen in
das verschneite Hauptquartier nach Rochester im Staat New York
geschickt. Dort standen vier Gebäude, die so groß waren, dass sie
mit kleinen Straßen und Verkehrsschildern ausgestattet waren, in
denen Mitarbeiter mit Golfkarren herumkutschierten. Nach Feierabend
durfte ich nur, da Kodak auch für das Militär arbeitete, in
Begleitung eines Mitarbeiters aus dem Gebäude gelassen werden. Nur
war der Mitarbeiter schon weg, als ich ins Hotel zurück wollte. Tja.
Die Drehtür war zu. Auf einem kleinen Tisch daneben stand ein
Telefon. Ein Mann von der Security meldete sich und fragte nach dem
Namen des Mitarbeiters. Dann machte es klack, und ich konnte die
Drehtür ein viertel nach vorn bewegen. Das war es. Ich stand auf dem
verschneiten Parkplatz.
Kodak ist nun pleite. Sie haben Digital verpennt.
Dann war ich irgendwann in Fort Smith, Arkansas. Ich arbeitete bei
Baldor, einem Elektromotorenhersteller. Dort wurde mir die
Eingangstür zum Appartement aufgebrochen. Ich hatte meinen Laptop
dort drinnen. Er lag auf dem Tisch. Es war nichts gestohlen. Der
Polizist meinte, da würde mich jemand nicht leiden können. Konnte
ich mir nicht vorstellen, denn ich hatte keine Probleme mit den
wenigen Leuten, die ich dort kannte. Ich hatte den Verdacht, es war
die Polizei selbst, die dort eingedrungen war. Und das erinnert mich
an die Begebenheit in Arizona, über die ich dort in der Zeitung las.
Dort gibt es autorisierte Kopfgeldjäger, die sich in der
Appartementnummer geirrt hatten, die Tür aufbrachen und das dort im
Bett liegende Paar abknallten. Soweit ich mich erinnere, wurden sie
weder verhaftet noch angeklagt.
Ich wohnte ein paar Jahre in Greenville, South Carolina.
Baptistengegend. Als ich mal am Sonntag im Supermarkt eine Flasche
Wein kaufte und bezahlen wollte, musste ich sie wieder ins Regal
zurückstellen. Denn es war Sonntag. Alltags wurde sie in eine braune
Tüte gesteckt. Schließlich packen immer ein paar Jungs aus der
Highschool dein gekauftes Zeug in Tüten und fragen zuvor: „Paper
or Plastic?“. Bei alkoholischen Getränken fragten sie nicht. Für
die gab es immer eine braune Tüte. - Abends vergnügte ich mich im
„Blind Horse
Saloon“, einer Country und Western Bar. Dort lernte ich ein
älteres Ehepaar kennen, das in Laurens wohnte, so um 30 Meilen von
Greenville entfernt. Sehr nette Leute. Er, Jack, ist inzwischen
gestorben. Im Blind Horse Saloon trank er Southern Comfort, Whisky.
Ich durfte das jedoch nicht seinen Kindern erzählen, da die hoch
religiös waren. Seine Schwiegertochter hatte eine Heimorgel in ihrer
Wohnung und orgelte dort herum wie Captain Nemo in der Nautilus.
Laurens besaß auch ein Ku-Klux-Klan
Museum, das ich, da ich schon mal in dem Städtchen war,
aufsuchte. Howard, der Besitzer, war sehr nett, nur die dort zum
Verkauf hängenden T-Shirts weniger. Abgebildet waren auf ihnen
Schwarze ans Kreuz gebunden, die dort in Flammen aufgingen. Darunter
die Schrift: „Burn, Nigger, Burn.“ Der hellste Wahnsinn.
Inzwischen gehört das Gebäude einer schwarzen Kirche, der Laden
wurde dicht gemacht. Doch die Kirche, wie aus einer Website
hervorgeht, leidet an Mitgliederschwund, weil sie die Vergeltung des
KKK fürchtet.
Ich meine, Dinge wie diese können einen doch unbehaglich stimmen,
oder? Übrigens: Der Ball kostet nur 5 Cent.
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