Dauerte etwas. Musste mich erst mal durcharbeiten. Wo
durch? „Forbes“. Die amerikanische Zeitschrift tauchte letzten
November im Kiosk auf, den wir passieren, wenn wir den Markt in
Finale Emilia besuchen, der mittwochs stattfindet.
„Forbes“ kannte ich aus meiner U.S.-Zeit. Ich
hatte sie abonniert, doch nach Italien schicken sie sie nicht. So ist
die neue italienische Ausgabe besser als gar nichts. Die Zeitschrift
gibt es schon seit einhundert Jahren, beschäftigt sich mit Ökonomie
und speziell mit Finanzen. Bertie Charles Forbes, das sechste von
zehn Kindern eines Schneiders, hatte die Idee eine eigene
Zeitschrift zu gründen, nach dem er für andere als Journalist
gearbeitet hatte. So nach und nach bauten die Forbes ein
Wirtschaftsimperium auf. Hut ab.
Was den Inhalt der italienischen Ausgabe angeht, gibt
es Beiträge über Personen, von denen ich noch nie etwas gehört
hatte. Man erfährt, dass es ein italienisches Biotop gibt, in dem
sich Startuppers tummeln. Viele werden erfolglos bleiben, aber sie
versuchen es immerhin. Es gibt Gemeinplätze in den Artikeln, so dass
der reale Informationswert gering bleibt. Aber vielleicht hilft
gerade das, Personen anzuregen, es den beschriebenen Personen
gleichzumachen und in das kalte Wasser des Unternehmertums zu
springen, um herauszufinden ob es trägt?
Dann gibt es Geschichten über
Unternehmersprösslinge, die versuchen, die von Vorfahren aufgebauten
Geschäfte weiter zu führen. Ein Beispiel: Ferragamo, dessen
Großvater das Modehaus gegründet hatte. Dessen Umsatz beträgt über
eine Milliarde Euro. Ist doch was.
Italien hat seine internationale Position in der Mode
beibehalten. Armani, Laura Biagiotti, Bulgari, Roberto Cavalli,
Cerruti, Diesel, Dolce & Gabbana sind nur einige der auch
besonders jetzt in Asien populären italienischen Modehäuser.
Der Chef der deutschen Unternehmensberatung Porsche
Consulting Josef Nierling gibt einiges zum Besten. Ich mochte
besonders seine Schlagwörter: Vibrierender Moment der Transformation
ist so eines. Quatsch ist auch wenn er schreibt: Früher haben die
besten Talente komplexe Probleme gelöst. Heute müssen sie sich
darauf konzentrieren, neue Möglichkeiten ausfindig zu machen. Als ob
das eine das andere ausschliesst. Talente müssen beides drauf haben.
Talente besitzen eine schnelle Auffassungsgabe gepaart mit einer auf
die Zukunft gerichtete Erfahrung. Und so weiter und so fort. Richtig
ist, nach meiner Auffassung, dass das Aufspüren neuer Möglichkeiten
einen höheren Stellenwert eingenommen hat. Als ehemaliger
Betriebsorganisator kann ich ein Lied davon singen, wie wir gegen die
Das haben wir schon immer so gemacht – Mentalität ankämpfen
mussten. Im Rahmen der Digitalisierung hat die Erneuerung von
Abläufen im großen Umfang gerade erst begonnen.
Einen größeren Raum nimmt Fintech ein. Aus dem
Thema ist inzwischen Luft entwichen, seit dem der Kurs von Bitcoin
wieder schrumpft. Es wird von digitalen Banken berichtet, die
Transaktionen mit dem Handy zulassen. Wenn es jedoch keine Schecks
mehr gibt bricht ein gewaltiger Teil an Transaktionen weg, weil viele
Banken ihre Prozeduren noch nicht an diese Art der Bezahlung
angepasst haben. Es dauert alles langsamer als man denkt. Auf
englisch heisst es inertia, auf italienisch inerzia. Ah, auf deutsch
ebenfalls inertia = Trägheit. Das menschliche Verhalten wird durch
Trägheit geprägt. Es dauert eben alles länger.
Ein weiterer Raum wird durch Aktivitäten in China
bestimmt. Interessant. So hat ein Wursthersteller aus Südtirol in
einer chinesischen Kleinstadt namens Luohe eine Wurstfabrik aufgebaut
und ist inzwischen auch in Shanghai present. Er kann inzwischen
Chinesisch, hat eine chinesische Frau und ist chinesischer
Wurstkönig. Und so gibt es andere erstaunliche Aktivitäten über
die Forbes berichtet. Nicht zu vergessen das prägnante Merkmal
dieser Zeitschrift, jedes Jahr die Top Ten und darüber hinaus der
reichsten Personen der Erde aufzuführen.
Einige Artikel sind schwach, voll von bla-bla-bla.
Aber immerhin, wecken sie in manchem unternehmerischen Jungspund das
Bedürfnis etwas aus sich zu machen. Die Frage ist nur, wer von denen
liest diese Zeitschrift?
Der Finanzpart dieser Ausgabe war schwach und
enthielt wenig lernenswertes. Der Artikel über Bitcoin zu allgemein.
Es wurde über Trading-Plattformen berichtet, deren Transaktionen
über das Smartphone ohne Kommission abgewickelt werden können. Von
Trading halte ich nichts. Aktien sollte man lange halten.
Ich hatte auf meinem Cellphone Anrufe einer
Tradingfirma bekommen, die mich animieren sollten zu traden. Mache
ich schon log ich, lol. Zu Dot.com-Zeiten sprang ich täglich aus
Aktien raus und hüpfte hinein. War ein Fehler. Aber Ende der 90er
war alles in Fermentation, die Zeiten waren aufregend. Heute sieht
man mit hochgezogenen Augenbrauen, wie Trump die Aktienkurse runter
redet.
Nessun commento:
Posta un commento