Ichgreife
Allen M. Steeles Story “The long wait” heraus. Die Handlung ist zäh, die Geschichte erstreckt sich über viele Seiten. Das
allein rechtfertigt den Titel. Man benötigt einige Zeit, bevor man sie
durchgelesen hat. Es ist eine Familien-Saga. Protag ist Dhanishta Arkwright
Skinner.
Es geht um eine mit Geld
wohlausgestattete Familie. Danishtas Urgroßvater, ein bekannter SF-Autor,
brachte ein mit Embryonen beladenes Raumschiff auf den Weg zu einem
Exoplaneten. Die Embryonen wurden von einer Künstlichen Intelligenz betreut,
die sich um die späteren Kinder auf dem Planeten kümmern sollte.
Die Kontroll-Station war
in einem alten Observatorium untergebracht, neben dem die Familie wohnte. Es
ist bizarr. Die Familie besteht aus Wissenschaftlern. Dhanishtas Mutter, von
einem Unfall hirngeschàdigt und depressiv, kümmert sich um die Überwachung mit
Dhanishtas Großvater. Ihr Onkel, der mithalf, bekommt eine Professoren-Stelle
angeboten und zieht weg. Der Vater geht jeden Tag in die Kneipe und brennt mit
einer anderen Frau durch. Ich sage mal: eine typisch amerikanische
dysfunktionale Familie.
Dhanishtaselbt,
hochintelligent, hat wenig Freunde. Durch einen Mikrometeorhagel wird die
Verbindung zum Raumschiff unterbrochen. Um die Story am Ende spannender zu
machen. Nähert sich ein Meteor der Erde und droht einzuschlagen. Er hat um
einen Kilometer Durchmesser. Das reicht, um die Erde für Jahre zu verdunkeln.
Zum Glück kommt der Vater
mit Leuten von der DARPA zurück mit der Kunde, dass der Vater einen Weg
gefunden hat, den Koloss abzulenken. Das klappt natürlich.
Und wie schön: Das
Raumschiff meldet sich wieder, der Vater versöhnt sich mit seiner Frau.
Danishta hat einen Mann gefunden.
Das mit dem Meteoren ist
ja aktuell. Gerade ist einer von 400 m Durchmesser in 1,2 Millionen km
Entfernung an uns vorbeigeflogen.
Zu dem Thema fällt mir
gerade eine Story ein, die ich kürzlich geschrieben hatte. Ich hänge sie hier
mal dran.
Von ganz oben
„Betty, schäl schon
mal die Kartoffeln.“ Frank hackte
das Suppengrün, während
seine Tochter die Kartoffeln scheel ansah und dann auf ihre Armbanduhr blickte.
Sie ist zu blass, dachte Frank. Nun gut, wir haben Winter. Aber als Leseratte
kommt sie zu wenig an die frische Luft.
„Ich habe mich mit
Antje verabredet. Wir wollen die Hausaufgaben gemeinsam machen. Wirnehmen Monty Pythons `Always look on the bright side of life´ durch. Unser Englischlehrer
ist so was von cool.”
„Kenne ich, aber seht euch mal den ´Lumberjack Song´ auf Youtube an. Frank konnte nicht anders, er musste lachen.
„Allein, wenn ich schon daran denke. Oder an das ´MinistryofSillyWalks´.
Dann fing er sich und bestimmte „Du bleibst hier. Wo bekommst du sonst schon mit, wie eine zünftige Erbsensuppe entsteht?“
„Ich rufe sie
schnell an.“ Betty zückte ihr Handy, wählte, horchte. „Keine
Verbindung.“
„Nimm das
Haustelefon“, meinte
Frank.
„Es geht nicht“, rief Betty aus dem Korridor. „Kein Signal.“
„Yappadappadu!“, krähte Thomas aus dem Wohnzimmer.
„Noch immer Fred
Feuerstein im Fernsehen? Wieso das? Läuft doch schon ein paar Stunden. Warum
zeigen sie dann nicht den Road Runner?“
„Beepbeep!“, rief Betty, kicherte, bearbeitete die
Kartoffeln, während Frank Suppengrün zur Erbsensuppe gab, die schon eine Stunde
vor sich hin köchelte.
„Die geschälten
Kartoffeln kommen dann dazu“, bedeutete er
Betty. „Diese Suppe wird mindestens so gut wie eine aus der Gulaschkanone. „
Ein langgezogenes
„OK“. Frank wischte sich die Hände
an der Schürze ab. „Jetzt
noch Speck, Majoran, Petersilie und Würstchenscheiben, aber das mache ich dann schon.“
„Ich gehe mal rauf
zu Antje.“ Betty
verschwand ins Treppenhaus.
„In einer viertel
Stunde bist du wieder hier“, rief Frank.
„Dann wird gegessen.“
„Yappadappadu!“
Stundenlang Fred Feuerstein. Da stimmte doch was nicht. Es klingelte.
Frank öffnete die Tür. Hanna,
seine Frau, gab ihm einen Kuss auf die Wange, als sie eintrat.
„Duftet nach
Erbsensuppe. Da komme ich ja gerade richtig.“ Es klingelte erneut.
Betty kam herein
und rief „Das Internet geht nicht!“
„Auch im Museum
nicht.“ Hanna ging ins Wohnzimmer und sah zum Fenster. „Komisch. Es wird
dunkler. Dabei ist keine einzige Wolke am Himmel. Die Administration hat uns
nach Hause geschickt. Kam von ganz oben, sagte unser Chef.“
„Die Erbsensuppe
ist fertig. Betty deck den Tisch!“, rief Frank aus der Küche.
Die Familie
löffelte, Fred Feuerstein brauste mit Barney Geröllheimer in seinem Wagen über
Stock und Stein.
„Sag mal, gibt es
denn kein anderes Programm?“
„Nee“, krähte Thomas. „Das ist auf jedem Kanal.“
„Aber warum?“, Frank sah in die Runde. „Telefon, Internet gehen
nicht. Im Fernsehen gibt es Fred Feuerstein auf allen Kanälen.“ Frank stand auf. „Mal sehen, was das Radio sagt.“
„Ach Egon, ich hab
ja nur aus Liebe zu dir, aus lauter Liebe zu dir ein Glas zu viel getrunken…“.
„Na?“ Frank blickte
fragend in die Runde. „Wer war das? Ich koche nicht nur eine gute Erbsensuppe,
sondern bin auch auf deutsche Oldies spezialisiert. Das sind Friedel Hensch und
die Cyprys.“
Er blickte auf
gelangweilte Gesichter.
Betty rollte mit
den Augen.“ArcticMonkeys sind cool.“
„Such einen anderen
Sender“, schlug Hanna vor. Frank
suchte. Es gab keinen.
„Ham se nich, ham
se nich, ham se nich ne Braut für mich?“
„Bully Buhlan“, rief Frank triumphierend. „Das waren die Zeiten,
als alles noch adrett und
übersichtlich war.
Es war die Zeit der Moderne.“
Hanna stand auf und
schaltete das Radio aus. „Tja, Nierentische und Tütenlampen.“
„Das war ein
Durchbruch im Design.“ Franks Augen leuchteten. „Opa war immer ganz begeistert,
wenn er von diesen Zeiten redete. So ein Gefühl spürt heutzutage niemand mehr.
Wenn das Internet wieder geht, seht euch mal Jaque Tatis Film `Mon Oncle` an.“
Fred Feuersteins
Wagen holperte mit dem Haustier Dino auf dem Rücksitz durch die Steinwüste.
„Mensch und
Dinosaurier. Das passt ohnehin nicht zusammen“, nörgelte Hanna. „Die Szenen spielen in der Steinzeit, die vor rund 2,6 Millionen
Jahren begann. Und nun Dino. Das stimmt hinten und vorne nicht. Saurier hatten
mit Menschen nichts am Hut, weil es die noch gar nicht gab. Aber Frank, mit der
Erbsensuppe hast du dich wieder übertroffen.“ Hanna nahm
einen Nachschlag.
„Erbsensuppe“, erzählte Frank. „Dazu fällt mir etwas ein.
Als Soldat beim Bund war ich mal fußkrank, konnte nicht ins Feld und hatte
Küchendienst. Wir fuhren Kübel mit Erbsensuppe zu den Soldaten im Manöver…“
„Und du hast dich, da die Deckel nicht dicht waren,
hinten im Unimog“, unterbrach ihn Hanna,
„auf die Deckel gesetzt, damit die Suppe nicht aus den
Kübeln schwappte und deinen Hintern mit Erbsensuppe verkleistert. Frank, das
hast du schon hundertmal erzählt. Aber wieso wird es auf einmal so finster?“
Die Kinder kicherten. Hanna stand auf, ging zum Fenster
und sah in den Himmel. Vor die Sonne hatte sich ein dunkles Objekt
geschoben.
„Komisch, es sieht so aus, als würde es an den Seiten
brennen. Das ist, das ist“, stotterte Hanna und sah mit aufgerissenen Augen in
die Runde.
„Was ist denn nun!?“ Frank drehte sich um. Der Fernseher
war plötzlich stumm und zeigte das
Gesicht eines Mannes. Er war alt, lächelte verkniffen, machte den
Eindruck, als wolle oder könne er nicht in die Kamera sehen. Dann öffnete er
den Mund.
„Meine Damen und
Herren. In einer Viertelstunde wird ein Meteorit einschlagen. Sein Umfang
übertrifft die Ausmaße Deutschlands. Wir hatten alle Kommunikationsmittel
abgeschaltet, um Sie nicht zu alarmieren; denn eine Flucht ist sinnlos. Die
Bundesregierung hat in ihrem Ausweichquartier die Arbeit aufgenommen.
Nehmen Sie Proviant mit, wenn Sie sich in Ihre Keller
begeben. Denjenigen, die keinen Schutzraum besitzen, wird empfohlen, sich unter
einen Tisch zu legen oder den Kopf mit einer Aktentasche zu schützen.
Wohlgemerkt, kein Aktenkoffer.“ Das Lächeln war aus dem Gesicht des Mannes
verschwunden.
„Und damit beenden wir unser Fernsehprogamm.“
Stimmengewirr. Es polterte, als würde ein Sitz umgestoßen. Der Bildschirm
flimmerte.
Frank blickte auf
seine Frau, die durch ihn hindurch sah.
„Betty!“, rief
er. „Wo ist sie?“
„Hoch zu Antje!“,
antwortete Thomas.
„Los, los!“,
brüllte Frank. „Wir müssen in den Keller. Ich stopfe ein paar Crackers, eine
Taschenlampe und ein paar Wasserflaschen in die Reisetasche. Ihr geht schon mal
nach unten.“
Seine Frau hatte sich gefangen und zog Thomas hinter sich
her, als sie die Wohnung verließ.
Frank füllte die Tasche mit Ess- und Trinkbarem und
rannte ins Treppenhaus.
Türen zum
Treppenhaus wurden unter Geschrei, Zetern und Jammern aufgestoßen. Antje kammitFamilie und Betty gemächlich die Treppehinab, sang: „and
always look on the bright side of life”. Dann pfiffen sie. Ein “Yappadappadu”
schallte von unten herauf.
Die alte Frau
Bretzel kam aus ihrer Wohnung, schloss die Haustür ab und fragte: “Herr Frank.
Ich habe nur einen Boden, können Sie mich mit in Ihren Keller nehmen?“
„Klardoch“, meinte der und fiel in den Song ein „For
life is quite absurd and death´s the final word you must always face the
curtain with a bow…”
“Es wird stürmisch. Aber keine Sorge, erst nach dem
Einschlag”, munterte er Frau Bretzel auf.
„Dann ist ja
gut.“