Im Internet kann
man, wie bekannt, ganz gut herausfinden, woran man gerade leidet. Ich tippte „Schwarze
Stelle am großen Zeh“ ein und schon gab es jemanden, der das auch hatte und in
irgendeinem Forum nachfragte. „Könnte ne Blutblase sein,“ meint jemand und „wenn
es das nicht ist“, ein anderer, „fängst du an, von unten zu verfaulen. Ich
würde lieber mal zum Arzt gehen.“
Blutblase, dachte
ich. Hört sich gut an. Kannte ich ja gar nicht. Nur war im Wartezimmer jemand,
der hustete es und später das Ambulatorium voll. Ich bekam was ab. Einen Tag
danach wurde meine Stimme rauer, ich
schniefte, begann zu husten und bekam Fieber. Meine Frau machte kilometerweise
Radtouren zum Arzt für ein Rezept, dann zur Apotheke. Der Arzt hatte mir neben
einem fiebersenkenden Mittel Antibiotika verschrieben. „Die brauche ich doch
gar nicht,“ sagte ich ihm am Telefon, was ich habe, sind doch Viren. „Wegen der
Copertura,“ meinte er. Mit anderen Worten, dass sollte ich da nun heraushören,
es könnte ja sein, dass, ich hatte da gerade 38.8 Celsius, sich noch eine
Lungen-, Ohren- und was weiß ich für eine Entzündung hätte entwickeln können.
Nun gut. Die verschriebene Medizin hatte ich ohnehin noch in der Kommode.. Ich
dachte, er würde so etwas wie Alka-Seltzer aufschreiben, denn das Zeug wirkt
garantiert. Aber er bestand am Telefon auf Antibiotika und meine Frau musste
auf ihrem Fahrrad durch den neblig trüben Tag dahindüsen. Jetzt hängt sie in
den Seilen, kam den ganzen Tag nicht aus dem Bett hoch, und ich durfte endlich
mal wieder abwaschen, mir was zu Essen kochen und den Müll wegbringen. Wie
hatte ich das vermisst.
In den U.S.A. war
ich Selbstversorger. Bei Arbeitsbeginn irgendwo zuerst im Hotel oder Motel,
dann eine Wohnung gesucht. War schließlich billiger und bei den meisten
Kontrakten musste man die Unterkunft selbst bezahlen. Es gab Ausnahmen.
Häufig ist es so,
dass es in Klein-, Mittel-, und Großstädten Häusergruppen gibt, die von einer
Gesellschaft verwaltet werden. Man geht ins Büro, lässt sich eine Wohnung
zeigen, fragt nach dem Preis, gibt Auskünfte über sich und fragt, wo man die
Möbel mieten kann. Dort geht man in einen Ausstellungsraum, zeigt auf die
Möbel, an denen man interessiert ist, und am nächsten Tag stehen sie in der
Wohnung. Ideal.
Interessant ist
vielleicht noch, dass ich keine Wohnung mit einer Duschkabine gesehen habe,
sondern es gab einen Shower Curtain, einen Duschvorhang, den man an eine Stange
anklickt, die um die Badewanne herum verläuft. Badekabinen gibt es sicher in
Einzelhäusern gehobener Einkommensklassen.. Bei denen hatte ich aber nie
Gelegenheit auf die Toilette zu gehen. Ich weiß nur noch, dass ich einmal in
der Nähe von Dallas auf die Party eines amerikanischen Kollegen geladen war. Er
besaß ein tolles Haus, hatte aber bereits vor, nach Austin zu ziehen, um bei
Dell zu arbeiteten. In Dallas waren wir bei einer Zweigstelle von Kodak
beschäftigt. Sein Haus, Holz natürlich, hatte nur 80.000 Dollar gekostet und
war mit einer Jacuzzi, mit einer Hottub, ausgestattet. Bei Hitze von 40 Grad
konnte man die gebrauchen. Zum Glück gab es in meiner Wohnanlage mehrere
Swimmingpools, in denen ich zur Mittagspause ein paar Runden drehen konnte.
Keine Ahnung, ob
ich das schon mal erzählt hatte. Wasser ist dort nicht im Mietkontrakt
enthalten. Es wird vom Vermieter gezahlt. Nur hatten die in Dallas einen
Duschkopf mit Spardruck angeschraubt. Dafür gibt es eine lustige Seinfeld-Episode, die
ich mir angesehen hatte, als ich bei Kodak in Rochester,NY war, um da
auszuhelfen. In Dallas zurück, besorgte ich mir gleich einen Showerhead mit
Hochdruck und schraubte ihn an. Bevor ich auszog, tauschte ich den alten wieder
zurück. Seitdem war der Duschkopf immer mit im Umzugskarton, wenn ich mit
meinem Pickup zu einem neuen Arbeitsort düste.
Nun zurück. Ich
fand es cool, sich um eine Wohnung kümmern, das Essen selbst machen zu müssen,
Wäsche zu waschen. Ich wusste, mir fehlte etwas. Heute wurde mir klar, was es
war.
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