Coversong Roads

domenica, settembre 25, 2005


Portugiesisch – seltsame Sprache

Alem isso = außerdem; dica = Tipp; Ar = Luft; bonè = Mütze.
Warum portugiesisch? Nachdem ich mich im Forum Cervantes bei den ‘amigos de buen hablar’ , den Freunden guter spanischer Sprache, vorgestellt hatte, um von ihnen zu lernen, flatterten E-Mails zweier netter brasilianischer Damen in meine Inbox. Senhora Y wollte mit mir zusammen spanisch lernen. Im Lauf der Mails schilderte ich ihr meinen Werdegang, erzählte ihr von meiner Halbbildung. Ich habe Mittlere Reife, ein Jahr die Höhere Handelsschule besucht (daher meine Flinkheit auf der Tastatur), Lehre bei Stilke, die mit den Bahnhofskiosken, Militär bis zum Gefreiten, Glühlampen- und Schokoladenverkäufer, Systemanalytiker und Programmierer bei Reemtsma, selbständiger Programmierer in Deutschland und den U.S.A. und jetzt Rentner in Italien. Was hat Senhora Y dazu veranlasst, den spanischen Mailverkehr einzustellen? Das doch wohl nicht. Vielleicht war es mein Hobby Strang. Mit 16 Vorsitzender der Science Fiction Gruppe Hamburg, Herausgeber und Redakteur des literarischen Fanzines NOVA. Das ging vier Jahre lang. Dann Militär. Mit Gewalt brach das Rockn’Roll Zeitalter über uns herein und der Star-Club auf Sankt Pauli wurde meine neue Heimat. Hatte Senhora Y etwas von Sankt-Pauli gehört? Dort war ich jede Nacht von 19:00 bis 3:00 morgens, fuhr mit der Straßenbahn nach Haus und stand um 8:00 morgens bei Osram auf der Matte. Dann schenkte meine Mutter mir eine elektrische Gitarre, eine golden aussehende Eko. Ich kaufte mir einen Anzug, der unter künstlichem Licht golden glitzerte. Bei Zinngrebe in Wandsbek nahm ich Unterricht, saß in der ersten Reihe, um meine Gitarre an den Verstärker anschließen zu können. Wir spielten ‘FBI’ von den Shadows. Bei Zinngrebe hing ein schwarzes Brett. Ich bot mich dort als Gitarrist an und spielte bald darauf Rhythmusgitarre bei den Black Dominoes und Bassgitarre bei Crying Wolf and the Allstars. Nach ein paar Jahren stieg ich aus. Siebend Stunden am Abend neben der Schießbude (Schlagzeug), die Groupies, die Kollegen nach Haus fahren. Mein Herz trommelte im Schlagzeugrhythmus. Danach betrat ich den zweiten Bildungsweg und machte den Dipl.-Betriebswirt. Das war clever. Der ließ mich Organisator und Programmierer werden, ermöglichte mir ein Arbeitsvisum für die U.S.A. wo ich in meiner Freizeit in Country & Westernbars tanzte und soff. War das nun der Grund, warum Senhora Y den Mailverkehr abbrach? Oder vielleicht, weil ich ihr schrieb, dass ich mit meiner Frau gerade vom Supermarkt zurückgekehr war. Ich bin verheiratet. War es das? Wir werden es wohl nie erfahren.
Was ist mir Senhora X? Sie schrieb, sie wolle meine Freundin sein. Das war nett von ihr. Ich schrieb ihr, Freundschaft sei etwas Schönes. Und sie überschüttete mich mit virtuellen Küssen, zerdrückte mich in virtuellen Umarmungen. So lange, bis mir irgendwann herausrutschte, dass ich mit meiner Frau gerade vom Supermarkt zurückgekehrt sei. Es gab keine Umarmungen, keine Küsse mehr. Senhora X lebt in São Luis mit ihrem siebzehnjährigem Sohn und dessen fünf Monate alten Tochter, arbeitet beim Staat und verdient um die einhundertfünfzig Euros im Monat. Tut sich hier nicht eine neue Dimension auf? Ich fühle mich als investigativer Journalist. Das portugiesische Standardwörterbuch habe ich. Grammatik und Verbtabellen sind unterwegs. Portugiesisch ist schwierig. Nun, so schwierig wieder nicht, das ich nicht den Sinn herauslesen könnte. Doch Spanisch ist dem Italienischen näher. Nach und nach werde ich aus Italien in über São Luis berichten und die Umgebung beschreiben und sollte da auch mal hin fliegen.
Hier der erste Absatz:
‘Wer São Luis besucht, sollte wissen, dass es dort das ganze Jahr über sehr warm ist. Außerdem sind die Straßen der Stadt in ihrer alten Art mit weißen Pflastersteinen erhalten. Daher sind leichte Kleidung und leichtes Schuhwerk angeraten. Hüte, Mützen, Sonnenschutz und Sonnenbrillen sollten besonders bei Strandbesuchen und dem Gang in das historische Zentrum nicht vergessen werden.’
Senhora X hat sich von ihrem Schock erholt und es hageln die ersten Küsse über den Atlantik. Schreibe ich einen Tag nicht, bekommt sie Entzugserscheinungen.

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