Also, wie man ein
Raumschiff „Mathilda“ nennen kann, ist mir schleierhaft. Auch
wenn es nur ein kleines Scout-Schiff ist, welches sich in die Nähe
einer alienen Invasionsflotte schmuggeln soll. Mathilda ist zugleich
Künstliche Intelligenz und wie der Name sagt, weiblich. Und ihre
Partnerin ist ein Mensch.
Es läuft darauf hinaus,
dass die Beiden versuchen mussten, von da wegzukommen; denn die
Invasionsflotte war doch eine Nummer zu gross. Mathilda schaffte es
nicht allein. Protag Devi opferte sich und ließ sich zu Energie
konvertieren, die für eine blitzartige Flucht Mathildas erforderlich
war.
Kristine Kathryn Rusch. Ihr
Schreibstil ist hölzern. Dafür bringt sie jedoch Energien auf,
ständig Geschichten und Romane zu produzieren. Und über die
Vielfalt ihrer Ideen kann man sich auch nicht beklagen. Dass sie für
Frauen in SF eine Bresche schlägt, finde ich gut.
Wieder interessant die
Story Dominicas Phetteplace. Diese heisst „Project Synergy“.
Setting ist das gleiche wie das ihrer vorangegangenen: Kalifornien.
San Francisco ist in, alles drum herum provinziell. Etwas
vereinfacht. In der Realität sitzt Google in Mountain View und
Apple in Cupertino. Aber für die Story reicht San Francisco.
Doch
Stop. Vielleicht steht in der Story überhaupt keine Ortsangabe und
ich habe San Francisco hineinprojiziert. Nun habe ich auch keinen
Bock, noch einmal durch die Story zu steigen. Sagen wir einfach, es
ist die Bay Area, dort wo Milliardäre auf Millionäre hinabsehen und
die Mieten so hoch sind, dass Briefträger, Putzfrauen, Kellnerinnen
etc. sich Wohnungen und Häuser dort nicht leisten können. Die
handelnden Figuren sind auch die gleichen. Nur diesmal sind die
Schwerpunkte anders gesetzt. Die Hostess eines exklusiven Clubs ist
diesmal die Hauptperson, während der weibliche Emporkömmling eine
untergeordnete Rolle spielt. Phetteplace stellt glaubhaft dar, dass
viele Frauen drei Jobs ausüben müssen, um in diesem Ort nicht
unterzugehen. Und doch kann man in der Bay Area viel Geld machen,
wenn man einigermassen auf Zack ist. Leider bin ich nie nach
Kalifornien gekommen. Ich würde da gern einmal abhängen.
Die Hostess ist die
Hauptperson. Der Erzähler jedoch ein implantierter Chip, der ihr bei
Bedarf Ratschläge erteilt, um sie wirtschaftlich über Wasser zu
halten. Der Chip selbst hat das Bedürfnis, selbst eine
Persönlichkeit zu werden und kein Untermieter in einem Hirn. Er
kopiert sich, lässt die Kopie bei seinem Wirt und sich selbst in
einen Menschen transplantieren, der hirntot im Koma liegt. In diesen
lässt sich der Chip transplantieren. Er hat danach genug damit zu
tun, aus dem Koma herauszukommen, während die Hostess mit seiner
Kopie klar zu kommen hat.
Phetteplace war durch den
Clarion West-Schreibkurs gegangen. Hat funktioniert.
Es gibt eine Reihe
amerikanischer SF-Autoren, die sich in einer Story ein Setting bauen,
in dem sie auch die Handlung nachfolgender Geschichten ablaufen
lassen. Gegebenenfalls wird es irgendwann ein Roman. Bei Phetteplace
war es nicht nötig. Silicon Valley gibt es schon. Bei Suzanne
Palmers „Lazy Dog Out“ ist es ein bewohnter Mond. Slums,
Hafendocks, in denen Raumfrachter ent- und beladen werden überziehen
den Trabanten, der für eine spannende Handlung gut ist. Auch hier
ist der Protag eine Frau, eine Pilotin, die Frachter einlotst und die
Bewegungen in den Docks überwacht.
Keine benevolente Welt. In
den Slums, in unterirdischen Gängen, bewegen sich sogenannte
Crawlers, junge Stowaways, blinde Passagiere, die sich auf den Mond,
an Immigrationsbehörden vorbei, eingeschlichen haben. Auf die hat
es eine Gruppe von Sklavenhändlern abgesehen, die Bomben hochgehen
lassen und die Schuld für das entstandene Chaos Aliens geben, die
sich ebenfalls auf dem Mond befinden.
Palmer versteht es, die
Tätigkeiten so zu beschreiben, als steckte man im Hamburger Hafen.
Die Resilienz des Protags wird getestet. Ihm gelingt es, den
Verbrechern das Handwerk zu legen. Und damit ist er bereit für eine
weitere Geschichte.
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