dem roten Pfeil, der mich in einer Stunde von Bologna nach Mailand bringen soll. Ein oller Intercity braucht noch über zwei Stunden dafür. Noch ist der Zug nicht abgefahren. Ich war überrascht, dass es so schnell gehen soll. So werde ich gemütlich zum deutschen Generalkonsulat spazieren können, um meinen Reisepass zu erneuern. Doch nun zu
Analog, Science Fiction and Fact, Oct 2009
In der Story “An idea whose time had come” entfaltet Robert Grossbach eine mögliche nahe Zukunft vor unseren Augen, in der einige Trends aus der Gegenwart fortgeschrieben werden:
Im Jahr 2115 sind die US auf den Status einer drittrangigen Nation zurückgefallen. Asien hat einen Handelsüberschuss von etwa vier Trillionen Dollars und zwingt den U.S.A. von Zeit zu Zeit seinen willen auf, indem es droht, deren Schatzbriefe nicht mehr zu kaufen. Und die UNO hat die U.S.A. von der Benutzung des Space Elevators ausgeschlossen, weil diese ihre Beiträge nicht mehr zahlen konnten.
In diesem Umfeld hat ein politischer Berater, der Protag, eine Idee. Die U.S.A. brauchen einen HI-Präsidenten. HI = Hybrid Intelligenz = Künstliche Intelligenz mit humangenetischen Einsprengseln. Der Protag, ein Demokrat, versucht seine Partei darauf einzustimmen. Einige Staaten der U.S.A. besitzen bereits einen HI-Governeur und fahren gut damit, doch eine Maschine als Präsidenten vorzuschlagen... Sie sehen in dem Governeur von Oregon, John Stanford76, einen geeigneten Kandidaten. Bill Gates und Steve Jobs, die sich schon mehrfach das Leben haben verlängern lassen, bewerben sich mit ihren Betriebssystemen.
Der Wahlkampf beginnt. In den Meinungsumfragen stehen die Chancen gut. Dann gibt es einen Rückschlag: Stanford76 hat seine Sekretärin geheiratet. Umfragewerte fallen ins Bodenlose, dann fielen Stanford und seine Frau einem Anschlag zum Opfer. Während Stanford mehrere Kopien von sich besitzt, ist seine Frau für immer tot. Durch den Mitleidseffekt steigen Stanfords Umfrageergebnisse wieder an. So wird er Präsident der U.S.A. und holt die U.S.A. aus ihrem Tief. Der Protag wird zum Chief of Staff ernannt. Er ist einer der ersten, der erfährt, dass der Präsident sich plötzlich nicht mehr bewegt. Re-boot hilft nicht. Das Betriebssystem ist abgestürzt. Der Protag ruft die Hotline an und befindet sich in einer Warteschleife, bis er jemanden in einem indischen Callcenter an den Apparat bekommt. Fragen wie: „Können Sie mir die zwanzigstellige Nummer vorlesen, die auf der Packung steht?“ führen zur Frustration.
Ein Virus war es, der den Präsidenten erstarren ließ. Während seiner „Auszeit“ wurden alle wichtigen Systeme wie die militärischen, nationale Sicherheit, Luftraumüberwachung, Rentenversicherung, GPS, Lebensverlängerung, Elektrizitätsnetz, Flug- und Hotelbuchung infiltriert und unbrauchbar gemacht.
Der Protag, Chief of Staff, zieht sich aus der Politik zurück und wenn immer ihm eine zündende Idee einfällt, behält er sie für sich.
Jetzt gammle ich noch vier Stunden
auf dem Mailänder Bahnhof herum. Außerhalb der Halle ist es einfach zu heiß, noch mit der U-Bahn woanders hinzufahren und dann auf den Straßen herumzulaufen.
Das Konsulat war leicht gefunden. Ich war schon zwei mal dort, nur weiß ich nicht mehr wozu.
Mir wurde erzählt, ich habe nicht alle Unterlagen mitgebracht. Hum, ich habe es noch mal später im Internet nachgeprüft, sie hatte Recht. Geburtsurkunde und Wohnsitzbescheinigung der Kommune. In der Bahnhofshalle wimmelt es von Leuten. Drei steinerne Bänke für alle. Auf einigen Bahnsteigen sind auch noch welche, aber nicht auf meinem. Auf jeder vorspringenden Kante sitzt ein Hintern. Meiner auch. Herrlich aussehende Frauen. Erinnert mich an Second Life.
Eine stattliche Anzahl von Chinesinnen. Als ich das letzte Mal hier war, waren sie so gut wie nicht vorhanden gewesen. In unserem Dorf haben wir auch ein paar. Sie betreiben die Bar. Nun muss ich auch noch chinesisch lernen, lol. In unserer Bar trinke ich Ginger, ein rotes bitteres erfrischendes Getränk, das es auch im Supermarkt gibt.
Vorhin streifte ich für eine Viertelstunde
auf der Schattenseite einer Straße auf der Suche nach einer geöffneten Bar herum. Viele Geschäfte, Restaurants und Bars haben im August, der italienischen Ferienzeit geschlossen. Ich fand eine. Ginger gab es nicht, dafür ein „San Bitteerr“, ein Glas für zwei Euro. Aufschlag von einhundert Prozent. Ich kaufe mir ein Brötchen mit Salami und setze mich auf eine Bank von Bahnsteig 16. 15, von dem ich später abfahre, hat keine. Ich schreibe meinen Blog, lese die Scientific American. Ein Schwarzer liegt bei mir auf der Bank, eine Sackkarre neben sich. Selbsternannter Dienstmann.
Die Fahrt verlief nach Plan, eine Stunde und ein italienisches Mirakel. Hightech.
Nun sitze ich auf dem Busbahnhof in Bologna.
Auf dem Weg dorthin nahm ich wieder einen San Bitteerr zu mir, diesmal mit zweihundert Prozent Aufschlag. Mich erinnert das an die Story mit dem japanischen Paar, das ein Essen in einem römischen Restaurant eingenommen hatte und dafür über fünfhundert Euro zahlen musste. Nachdem das bekannt wurde, schloss man das Restaurant. Doch solche Abzockerei ist nicht neu. Im Fernsehen beschwerte sich jemand, der für die Reinigung von fünf Oberhemden einhundertfünfzig Euro zu zahlen hatte. Dieses Geschäft hatte jedoch eine Preisliste aushängen. Anscheinend gibt es genug, die sich damit brüsten, ihre Klamotten in diese Reinigung gebracht zu haben.
Dann kam ich auf dem Weg zur Busstation an der Buchhandlung vorbei, wo ich vor Jahren für dreitausend Lire die Geschichten H.P. Lovecrafts auf italienisch erstanden hatte. Der Preis war ökonomisch und die Geschichten vom Altmeister des Horrors.
Im Autobus ist schlecht zu schreiben. Schlaglöcher und Federung verhindern es. Deswegen höre ich jetzt auf. Formel 1 ist gar nichts dagegen. Schuhmacher bleibt angeraten auch nicht in einen unserer Busse zu steigen.
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