Minutennovelle: Putinisierung

 

Schneehausen. Rich und Eduard saßen im Lokal, ihrem monatlichen Treffpunkt.

„Du kannst eine Künstliche Intelligenz befragen wie du willst“, meinte Eduard. „Sie wird dir antworten wie ihr der Schnabel gewachsen ist.“ Rich rückte einen Teller zur Seite, goß Bier nach.

„Schnabel. Ok, sie hat keinen. Auf jeden Fall putinisiert sie nicht.“

„Putinisiert?“, fragte Rich.

Eduard grinste. „Jede Ähnlichkeit mit Personen öffentlichen Lebens ist rein zufällig.“

„Verstehe.“ Rich warf einen Blick nach draußen. „Das Wetter trübt sich ein.“ Eduard stand auf, umarmte Elsa, die herein gekommen war und sich zu ihnen setzte.

„Es stimmt.“ Elsa sah die beiden Männer an. „Meine Schwester befindet sich im Kybernetischen Institut. Sie wollen ihr einen Quantencomputer einsetzen.“

„Neuer Prototyp?“ Elsa nickte. Rich wusste nicht, wie sie das herausbekommen hatte, winkte zum Wirt hinüber, bestellte.

Schneehausen. Rich blickte noch einmal nach draußen. Wind peitschte Eichen, die das Restaurant umsäumten. Im Moment ging es ja noch, auch wenn es regnete. Doch im Winter.... Vielleicht sollten sie ihren Arbeitgebern wieder einen Kursus in Hamburg aus dem Kreuz leiern. Es ging doch nichts übers Bahn fahren.

„Hast du schon einen Plan, wie du sie heraus bekommst?“, fragte Eduard.

Ein Polizist kam ins Lokal, sah auf sein Telefon, blickte um sich und näherte sich ihrem Tisch.

„Und Sie sind Elsa?“, fragte er.

„Bin ich. Woher kennen Sie meinen Namen?“

„Den hatte jemand hier aufgeschnappt, als Sie vor zwei Monaten mit einem Gast in einer Wand verschwunden sind. Wie haben Sie das gemacht?“

Elsa stand auf. „Kommen Sie mit“, forderte sie den Beamten auf und steuerte mit ihm eine Wand an, in der sie beide verschwanden. Elsa, ihre Augen schimmerten rötlich, war wieder herausgekommen und setzte sich zu ihnen. Die beiden Männer blieben stumm. Eduard hob das Glas und prostete ihr zu.

Ein zweiter Polizist trat ins Lokal, sah sich um, ging auf Eduard, Rich und Elsa zu. „Haben Sie einen Polizeibeamten hier gesehen?“

„Ja“, erwiderte Elsa.

„Wo ist er nun?“

„Ich habe ihn durch die Wand geschleust“

„Holen Sie ihn da wieder heraus“, schnarrte der Polizist.

Elsa erhob sich, verschwand in der Wand.

Ein Polizist kam mit Elsa hervor, die sich dem Ausgang näherte.

„Müller, wo haben Sie denn gesteckt?“

„Müller? So heiße ich nicht.“ Der Uniformierte blickte verwirrt um sich. „Eine Frau sagte mir, hier sei ein Notfall und nahm mich mit. Wo ist sie denn jetzt?“

Rich blickte Eduard fragend an. „Ist das Putinisierung?“ Sie standen auf, zahlten und gingen.