Später
Nachmittag. Gewitterwolken hingen über dem Dorf. Udo Zimmermann
stand im Ausstellungsraum und sah durch das riesige Schaufenster über
die Gebrauchtwagen im Hof hinweg auf die Dorfstraße. Regentropfen
prallten auf Kopfsteinpflaster, verbargen die Apotheke auf der
anderen Seite. Einige Meter weiter ein
schwach leuchtendes Schild mit der Aufschrift „Zum Roten Ochsen“.
Ein Gasthof, dessen Konturen unter dem Regen verschwanden.
Windböen
peitschten Äste und Zweige der Kastanienbäume. Ein Mann lief mit
aufgespanntem Regenschirm über die Straße. Udo trat vom Fenster
zurück, wandte sich um und blickte in das Büro seines Chefs. Karl
Lammer saß an seinem PC. Er sah sich wohl den aufgelaufenen
Monatsumsatz an. Kann
nicht viel sein,
dachte Udo. Bei diesem Sauwetter, das den Monat bis jetzt vermiest
hatte, waren nur wenige Leute gekommen, um sich Autos anzusehen.
Udo
hörte, wie Lammer vor sich hin murmelte.
“Ist
irgend etwas, Herr Lammer?”
“Was
soll sein, Udo, Außer dass es ein mieser Monat ist. Wenn wir nicht
unsere Werkstatt hätten, könnten wir dichtmachen. - Udo, machen Sie
Feierabend. Heute kommt niemand mehr.”
“Vielen
Dank, Herr Lammer und einen schönen Abend noch.”
Udo
nahm denTrenchcoat
vom Haken, zog ihn über. Einen
schönen Abend könnte ich mir auch machen mit der Frau, die der
Lammer hat.
Frau Lammer wäre eine Sünde wert, aber in Horsdorp an der Wümme
war sie nicht die Einzige, die Udos Sinne anfachte. Er dachte an
Angelika, das Mädchen mit dem Kleinlaster. Vor einigen Wochen war
sie mit einem gebrauchten Ford Ranger vom Hof gefahren. Sie sei
Unternehmerin, hatte sie erzählt und brauchte einen kleinen
Lastwagen für ihr Gerät. Eine energische und entzückende Person,
die Udo auf Anhieb verzaubert hatte. Alles hatte er über sie wissen
wollen, aber auch alles. Die Adresse hatten sie im Büro, und jetzt
wusste er auch wo sie arbeitete.
Udo
warf sich in seinen Mondeo, überlegte einen Moment.
Zum Essen nach Hause fahren und dann wieder nach Horsdorp zurück?
Kam nicht in Frage. Möhldorf war
zu
weit weg.
So fuhr er auf die Straße und hielt beim Roten
Ochsen an.
In
der Gaststube war wenig Betrieb, doch der Stammtisch war besetzt. Udo
erkannte Hans Böckler, den Mann der Apothekerin. Wieder einmal
führte er das große Wort. Udo setzte sich an einen leeren Tisch und
Anna, die Bedienung, brachte unaufgefordert ein Pils vorbei.
“Das
Übliche, Herr Zimmermann?”
“Sicher
Anna. Euer Pfeffersteak ist einfach super.”
“Und
ich sage euch, sie tunneln sich durch. Sie tunneln sich einfach
durch. In fünf Jahren sind wir an der Grenze angelangt.”
Udo
hörte, wie Böckler sich ereiferte. Er wusste, Böckler hatte früher
in der Computerchipfabrik geforscht. Udo verstand nichts davon und
war froh, als Anna nach einer Weile mit dem Steak kam. Er verzehrte
es schnell, trank sein Bier aus und machte sich wieder auf den Weg.
Dorfstraße
Richtung Norden. Udo
hatte
das Ortsschild bald hinter sich gelassen. Es dauerte nicht lange. Er
sah die
Leuchtreklame des Horsdorp-Nightclubs
.
Auf dem Parkplatz standen nur wenige Wagen. Udo stellte seinen
daneben, lief durch den Regen ins
Lokal. Schummrige Beleuchtung, mit rotem Stoff ausgelegte Wände
sowie ein Laufsteg in der Mitte gaben Udo das Gefühl, als befände
er sich in einem Striptease Schuppen. Der Eindruck täuschte nicht.
Hinter der Theke stand ein bulliger, bärtiger Mann und putzte
Gläser. Vor ihm saßen schlanke Thai-Mädchen auf Barhockern. Udo
setzte sich zu ihnen und bestellte ein Bier.
“Gibst
du einen aus?”
“Nee,
kein Geld. Wird es hier noch voller?”
Der
Wirt sah auf seine Uhr, dann blickte er zum Eingang. “Da sind schon
die ersten. Die kommen von überall her: von Horsdorp, von Möhldorf.
Werden sogar welche aus Dünkelskirchen dabei sein. Seitdem Angelika
für mich arbeitet, ist hier der Teufel los. Wenn es so weitergeht,
nehme ich Eintritt.”
Udo
drehte sich auf dem Hocker herum. Einige Männer waren in das Lokal
gekommen und nahmen die Stühle in Beschlag, die vor dem Laufsteg
standen, dann kamen immer mehr. Kein Platz mehr an
der Bar, doch es gab noch leere Tische. Udo drehte sich wieder
zur Bar. Der Wirt war verschwunden. Eines der Thai-Mädchen hatte
seinen Platz eingenommen, ein anderes balancierte
Biere auf einem Tablett.
Udo
zuckte zusammen. Aus unsichtbaren Lautsprechern drang plötzlich
laute Musik: Christina Aguileras ‘Lady Marmalade’, Joe
Cockers ´Keep your hat on´, und die Stimme des Wirtes.:
“Und
nun Horsdorps Antwort auf die Frage, die uns alle bewegt: Wer ist die
Eva des Universums?
Wer
ist die Frau, die euch so spitz macht, dass eure Hausdrachen uns
jeden Tag hunderte von Dankschreiben schicken?
Es
ist die Frau, auf die wir alle gewartet haben, die unseren Atem
stocken läßt, - die Verkörperung der universellen Männerwünsche.
The one and only…. ANGELIKAAAAAAA……!!!”
Wildes
Gejohle und Gepfeife setzte ein, als ein blondes, hübsches Mädchen
zur flotten Musik über den Laufsteg tanzte. Sie fackelte nicht
lange, das war es, was die Männer mochten, und riss sich im
Laufschritt die Kleider vom Leib, so dass sie nur noch einen Slip an
hatte, als sie am Ende der Bühne ankam.
Schlagartig
stoppte die Musik und es wurde dunkel im Saal, bis auf die rötliche
Notbeleuchtung an den Wänden.
Die
Dunkelheit hielt eine Weile an. Jemand schrie: “Wo ist mein Bier!”,
einige lachten, dann schallte elektronische Musik, gemixt mit
Sphärenklängen durch den Saal. Aus Scheinwerfern drang gedämpftes
grünes Licht und strahlte auf eine unwirkliche Szene, die sich auf
dem Laufsteg entfaltete.
Eine
Gestalt im Raumanzug tapste mit ungelenken Schritten über den Steg.
Zwei phosphoreszierende, halbnackte, männliche humanoide Geschöpfe
mit Antennen auf dem Kopf kamen von zwei Seiten auf den Raumfahrer
zu. Mit hilflosen Bewegungen versuchte der, ihnen auszuweichen.
Vergeblich. Einer der ‘Außerirdischen’ hielt die Gestalt im
Raumanzug in seinen Armen, machte sie bewegungsunfähig. Der andere
öffnete ihren Helm, zog ihn vom Kopf. Udo sah, es war Angelika,
deren langes blondes Haar über den Raumanzug fiel, der sich wie eine
Bananenschale von ihrem nackten Körper löste.
Udo
sprang vom Hocker und näherte sich der Szene. Einer der Humanoiden
hielt Angelika im eisernen Griff. Er hatte seine Pranken auf ihre
prallen Brüste gelegt, presste seinen Körper an ihren Rücken,
während der andere vor ihr niedergekniet war und langsam mit seinen
Lippen über ihre Schenkel nach oben glitt.
Es
schien, als verliessen Angelika die Sinne, ihr Körper erschlaffte
und sie glitt auf den Boden.
Der
rötlich funkelnde, halbnackte Humanoid vor ihr beugte sich über
sie, zog ihre Beine auseinander.
Und
die Männer hielt es nicht mehr auf den Sitzen. Udo lief rot an. Er
hechtete auf den Steg und stürzte sich auf einen der Humanoiden.
“Weg von der Frau, ihr Schweine!”, brüllte er und gab dem Mann
eine Kopfnuss. Dann wandte er sich dem zweiten zu. Erschreckt wich
der zurück.
“Du
Idiot! Du versaust die ganze Vorstellung. Mach, dass du wegkommst, du
Pfeife!”
Ein
paar Männer aus dem Publikum schwangen sich auf den Steg und zogen
Udo herunter, der wie ein nasser Sack auf den Boden fiel.
“Weitermachen!”,
brüllte jemand, “oder soll i c h sie ficken?”
Johlendes
Gelächter, doch dann wurde es wieder dunkel.
Flüchtige
Schritte, und als das Licht wieder anging, war der Laufsteg leer.
“Verdammte
Sauerei, wo ist Angelika!”
Musik
setzte ein und ein paar Thai-Mädchen tanzten auf dem Steg umher. Die
Männer beruhigten sich, setzten sich an die Tische und orderten ihre
Biere.
Udo
ging wieder an die Bar zurück.
“Sie
sind wohl mit dem Klammerbeutel gepudert, mein Herr!” Der Wirt
blickte ihn wütend an. “Sie haben die ganze Choreographie
durcheinander gebracht.”
“Sie
können diese Frau doch nicht einfach den beiden Kerlen ausliefern!”
rief Udo aufgebracht. “Sie haben doch gesehen, dass es ihr nicht
gut ging!”
“Mann,
ich war gerade dabei, das Licht auszuknipsen, dann sind Sie auf die
Bühne gesprungen. Was denken Sie denn, was wir hier machen? Es ist
alles Show, hier wird nicht live gevögelt!”
“War
er nicht süß, Hugo?” Ein weicher Fraünarm legte sich um Udos
Hals. “War es nicht süß, wie er sich für mich eingesetzt hat?
Warte mal, sind Sie nicht…. Hugo, das ist doch der nette junge
Mann, der mir den Ford Ranger verkauft hat. Wie heißen Sie
eigentlich? Ich bin die Angelika, das wissen Sie ja. Ich brauche
Ihren Rat. Kommen Sie, wir setzen uns an einen der Tische.”
Udo
folgte ihr verdutzt, betrachtete Angelikas hautenge Jeans, ihren
weißen Pullover.
“Kommen
Sie.” Angelika ging zu einem Tisch an der Wand und setzte sich.
“Also,
wie heißen Sie nochmal?”
“Udo.”
“Also,
Udo. Sie wissen ich bin selbständige Unternehmerin. Ich trete nicht
nur hier auf, sondern auch auf Junggesellenparties und anderen
Herrenfesten. Dafür habe ich eine Riesentorte aus Pappmachè
anfertigen lassen, aus der ich bei diesen Festen nackt herausspringe.
Mit dem Ford Ranger jedoch kann ich die Torte nur bei schönem Wetter
zu den Parties fahren. Dadurch geht mir Umsatz flöten. Gibt es denn
keinen Kastenaufbau für den Wagen, damit ich die Torte auch bei
schlechtem Wetter transportieren kann?”
“Angelika,
ich werde mich gleich am Montag erkundigen. Hat Ihnen schon jemand
gesagt, wie toll Sie aussehen?”
Udo
starrte auf ihren Pullover.
“Doch.
Nur, ich stehe auf Außerirdische.”
Udo
blickte sie verdutzt an.
“Nun
gucken Sie nicht so. Ich meine es ernst. Das ist auch der Grund,
warum ich keinen Freund habe. Ich bin Mitglied im Dünkelskirchener
UFO-Club. Die Show hier mit den beiden Marsmenschen, die habe ich
ganz allein entwickelt.”
Udo
hatte sich wieder gefangen. “War Ihnen denn tatsächlich schlecht
geworden, als Sie auf den Boden sackten?”
“Ja,
ich hatte mir vorgestellt, dass meine Partner wirklich Außerirdische
seien und wurde schwach. Die beiden hätten alles mit mir machen
können. Wirklich alles. – Zum Glück wissen sie es nicht und der
Wirt macht dann auch gewöhnlich das Licht aus, so dass wir uns von
der Bühne verziehen können. Nur heute hatte es nicht geklappt.”
Angelika
lächelte. Udo war von ihr hingerissen. Ihr süßes Gesicht strahlte
eine Unschuld aus, die ihm ihr Gewerbe in ganz anderem Licht
erscheinen ließ. Ein
Hoch auf
das freie Unternehmertum!
“Ich
glaube ich trinke ein Bier. Willst du auch eins Udo? Ich darf doch du
zu dir sagen, oder? Geht auf Haus.” Angelika winkte die Kellnerin
heran und bestellte zwei Warsteiner. Sie nahm eine Getränkekarte vom
Tisch, fächelte sich Luft zu und sah Udo in die Augen.
“Heiß
hier. Udo, ich glaube, ich hab zu viel an.” Angelika sah, wie Udo
sich verlegen von ihr abwandte und prustete los.
“Hast
du einen PC zu Hause? Ich habe einen. Mein Computer hängt ständig
am Internet, und zwar wegen SETI.”
Angelika
nickte, als sie Udos fragenden Gesichtsausdruck bemerkte.
“Das
kannst du nicht wissen, Udo. Also SETI heißt ‘Search
for Extra-Terrestrial
Intelligence’
und ist ein Programm der University of California in Berkeley. Das
Projekt versucht Radiosignale aus dem Weltraum, die über das größte
Radioteleskop der Welt in Arecibo in Pürto Rico aufgefangen werden,
zu interpretieren, wobei es sich die freie Kapazität
hunderttausender PCs zunutze macht, die über das Internet mit dem
Berkeley Computer verbunden sind. Mein PC gehört auch dazu.
Stelle
dir mal vor: eineinhalb Millionen Leute beteiligen sich an diesem
Projekt und haben schon 165.000 Jahre Computerzeit zur Verfügung
gestellt.”
Udo
beugte sich immer mehr zu Angelika hinüber, hatte seinen rechten Arm
um ihre Schulter gelegt. Die plapperte angeregt weiter.
“Und
du weißt doch über Roswell Bescheid, nicht wahr? Ich meine Roswell
in New Mexico, wo von der amerikanischen Luftwaffe im Jahre 1947 ein
UFO abgeschossen wurde.”
Udo
war froh, als die Kellnerin die beiden Bierflaschen auf den Tisch
stellte und für einen Moment Ruhe einkehrte.
“Es
ist alles geheim. Prost, Udo.” Angelika griff nach der Flasche und
setzte sie an ihre Lippen.
“Aber
wir wissen darüber Bescheid. Ich meine natürlich, die vom UFO-Club
und ich.”
Udo
setzte sein nachdenkliches Gesicht auf. “The truth is out there.
Angelika. Was hältst du von den mysteriösen Zeichen in den
Kornfeldern, von denen in letzter Zeit berichtet worden war?”
“UFOs,
das waren UFOs. Wir werden beobachtet, Udo. Und das schon seit
tausenden von Jahren. Ist ja auch ganz klar, doch nur wenige wollen
es wahrhaben. Wenn du es einmal nüchtern betrachtest, denke doch an
die Drake Formel, ich meine die des Astronomen Francis Drake. Ich
schreibe sie dir mal auf. Hast du einen Kugelschreiber?”
Angelika
nahm einen Bierdeckel und schrieb:
[i]
N = R * f(p) * n(e) * f(l) * f(i) * f© * L
Also
‘N’ stellt die Anzahl der miteinander kommunizierenden
Zivilisationen in der Milchstraße dar. Diese Anzahl hängt von
verschiedenen Faktoren ab. ‘R’ ist die Zahl von ‘geeigneten’
Sternen in unserer Galaxis. ‘f(p)’ ist die Zahl der Sterne mit
Planeten. ‘n(e)’ ist….
“Angelika,
ich muss leider los,” unterbrach Udo sie und stand auf. “Kannst
du mir deine Telefonnummer geben. Ich werde mich um den Aufbau für
deinen Laster kümmern und dich anrufen, wenn ich mehr darüber
weiß.”
“In
Ordnung, Udo, ich schreibe sie dir auf den Deckel. Ich wohne in
Horsdorp, gleich in der Nähe. Nächstes Mal werde ich dir dann die
Formel ganz genau erklären. Ich habe auch Zeitungsausschnitte über
Roswell. Die werde ich dir dann auch zeigen.”
Angelika
erhob sich ebenfalls und sah sich um. Einige der Thai-Mädchen hatten
sich zu den Männern an die Tische gesetzt, andere saßen auf ihrem
Schoß.
“Ich
glaube, ich gehe jetzt auch. Allein fühle ich mich hier nicht
sicher, nachdem wie es heute abend gelaufen ist.” Gemeinsam gingen
sie zum Ausgang und traten in die regnerische Nacht hinaus.
Sie
zog seinen Kopf zu sich herab und hauchte ihm einen Kuss auf die
Wange.
“Du
bist süß, Udo. Vielen Dank für den schönen Abend und dass du so
besorgt um mich warst.”
Wie
benommen ging Udo zu seinem Wagen und fuhr heim. Er war verliebt, mit
Haut und Haaren. Nur schade, dass sie nicht ganz richtig verdrahtet
war. Oder war es gerade das, was sie so begehrenswert machte? Udo
wusste es nicht, doch ihm war klar, dass er nicht von ihr loskam,
nicht von ihr loskommen wollte und langsam formte sich ein Plan in
seinem Kopf.
Während
des nächsten Tages war er nach Feierabend aktiv. Er besorgte sich
Latex Body-Paint, einen Spaten, lieh einen Kleinlaster von seiner
Firma und machte sich am Abend an die Arbeit, dann rief er Angelika
an.
“Angelika,
du wirst es nicht glauben. Ich kann es selbst kaum fassen, aber ich
habe von der Straße aus hier in der Nähe ein seltsames Flugobjekt
über einem Kornfeld gesehen. Es müßte doch irgendwelche Spuren
hinterlassen haben. Da ich nicht wusste, an wen ich mich sonst wenden
könnte, habe ich an dich gedacht. Könntest du das vor Ort
überprüfen? Am besten, du fährst sofort hin, bevor irgendein
Ignorant eventuelle Spuren zerstört. Ich sage dir jetzt, wie du da
hinkommst.”
Keine
Straßenlaterne erhellte die Gegend, in die sich Angelika mit ihrem
grünen Pickup vortastete. Der Mond tauchte die Landschaft in seinen
silbrigen Schein. Das Fahrzeug bog auf einen asphaltierten für
landwirtschaftliche Fahrzeuge bestimmten Weg, an einigen Weiden
vorbei. Licht der Scheinwerfer spiegelte sich in Kuhaugen. Angelika
näherte
sich einem Kornfeld.
Wenn
überhaupt, dann war es hier. War hier ein UFO gelandet? Angelika
bedauerte, dass sie ihre Freunde vom UFO-Club nicht unterrichtet
hatte, aber sie wollte erst einmal vor Ort sondieren. Sie hielt an,
schaltete die Scheinwerfer aus, stellte den Motor ab, stieg aus und
lief in das Kornfeld hinein. Schauer liefen ihr den Rücken hinab,
als sie eine kreisförmige Stelle erblickte, in der das Getreide auf
den Boden gedrückt war. Sie war groß, hatte einen Durchmesser von
fast dreißig Metern. Angelika ging auf den Platz und blickte gen
Himmel. War da nicht ein Schatten, der für den Bruchteil einer
Sekunde den Mond verdunkelte? Die Sterne funkelten, schienen ihr eine
geheime Botschaft zu senden.
“Wo
seid ihr?” schrie sie und streckte ihre Arme dem Himmel entgegen.
Der
Boden bewegte sich unter ihren Füßen. Erschreckt sprang Angelika
zur Seite und sah, wie sich ein Loch in der Erde auftat und eine
Gestalt langsam hervorkroch, sich halb erhob und unter ihren Blicken
zusammenbrach.
“Himmel!,”
schrie Angelika und kniete sich auf den Boden. “Du darfst nicht
sterben. Wir haben so lange auf euch gewartet!”
Ein
Mann, Humanoid, besaß die gleiche Statur wie die Männer auf der
Erde. Seine Haut schimmerte dunkelgrün unter gleißendem
Licht des Mondes. Nackt,
zwei
Antennen auf dem Kopf streckte
er stöhnend
Angelika
beide
Arme entgegen. Ein
Außerirdischer, ein Mann aus dem Weltraum. Etwas, worauf sie ihr
ganzes Leben gewartet hatte.
Sie sank ihm entgegen. Ihr Gesicht wurde von einem leuchtenden
Lächeln verklärt, als der Außerirdische sie an seinen Körper
presste.
“Ich
habe mich für dich aufgespart,” flüsterte sie ihm ins Ohr.
Es
war ein kosmischer Rausch, nur so konnte Angelika es rückblickend
beschreiben. Sie hatte alles gegeben in jenem Augenblick. Und als sie
wieder zu sich gekommen war, fand sie sich allein.
Udo
hatte Angelika am nächsten Abend angerufen, um sich zu
entschuldigen, dass er sie nicht am Kornfeld hatte treffen können,
und er hatte Neuigkeiten, was den Aufbau für ihren Kleinlaster
betraf.
Sie
begannen sich regelmäßig zu treffen und wurden Freunde. Udo war
dann auch der Einzige, dem Angelika erzählte, dass sie schwanger
war, schwanger von einem Außerirdischen. Udo nahm es gefasst auf,
nahm es auf wie ein Freund. Er stellte keine Fragen, machte keine
Vorwürfe, und als er sie eines Tages fragte, ob sie ihn heiraten
würde, sagte sie ja.
Es
müsse ihm doch klar sein, dass sie ein Baby mit grüner Haut
bekommen könne, mit zwei Antennen auf dem Kopf, hatte sie ihm
gesagt, ob er es sich nicht lieber noch einmal überlegen wolle. Udo
hatte sie an sich gezogen, ihr in die Augen geblickt und erwidert: er
liebe sie, was auch immer passieren möge. Da wusste Angelika, der
Himmel war auf Erden.
E
n d e
[i]
N = R * f(p) * n(e) * f(l) * f(i) * f© * L
und
hier noch einmal die Erklaerung der Drake Formel:
N
= Anzahl der miteinander kommunizierenden Zivilisationen in der
Milchstrasse.
R
= Zahl von ‘geeigneten’ Sternen in unserer Galaxis.
f(p)
= Zahl der Sterne mit Planeten.
n(e)
= Anzahl der Planeten innerhalb einer geeigneten Ecosphaere eines
Sternes
f(l)
= Anteil der Planeten innerhalb der Ecosphaere, auf welchen sich
tatsaechlich Leben entwickelt
f(i)
= Anteil der Planeten innerhalb der Ecosphaere, auf welchen sich
intelligentes Leben entwickelt
f©
= Anteil der Planeten innerhalb der Ecosphaere, auf welchen
intelligentes Leben Technologien entwickelt und zu kommunizieren
versucht
L
= Zeitspanne einer intelligenten, kommunizierenden Zivilisation
Siehe
auch:
https://setiathome.ssl.berkeley.edu/