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lunedì, gennaio 06, 2020

Der Spiegel v. 28.12.2019



“Die neuen 20er”. 

Aber erst einmal wurden Ereignisse des abgelaufenen Jahres erwähnt. Ich erspare es mir. Die wichtigsten hat ohnehin jeder im Gedächtnis. Und vor allem ging es um Politik, die so viel Wirkung auslöst wie der Eimer, der in Peking umfällt. Das wird sich auch nicht ändern. In Europa und vor allem in Deutschland, läuft alles in Zeitlupe ab. Ich komme mir vor, als läse ich eine Zeitschrift aus einem anderen Universum. Beispiel des Untertitels zum Beitrag “Was wäre super?” - “Zeitgeist: Die Menschheit fürchtet mal wieder das eigene Ende, kaum ein Politiker hat noch eine Zukunftsvision. Kann die Literatur helfen? Eine Umfrage.”

Und die Umfrage unter deutschen Autoren lässt eine Lawine von Allgemeinplätzen auf den Spiegel-Leser herabstürzen. Die sind nicht verkehrt, aber helfen nicht weiter, wie “In dem Moment, in dem man seine Anspruchshaltung und Mutlosigkeit wegen mangelnder Aussichten aufgibt, könnte eine Zukunft beginnen, die tatsächlich interessant ist.” - Ich meine: Es gibt keine mangelnden Aussichten. Die Zukunft breitet sich in ihrer unendlichen Vielfalt aus. Man muss nur hineingreifen und ein Stück von ihr in die Gegenwart zerren, um aus diesem ein Projekt zu machen, dass einem Befriedigung verspricht.

Oder: “Es muss in Romanen und Gedichten etwas geben, das an unser Herz rührt, an die Tragik des Sterbens rührt, aber gerade darum das Leben in seiner unglaublichen Fülle und Frische feiert. “ Na, ja. Das hat mit der Zukunft nicht viel zu tun.

Dann: “Für die meisten ist allein die Idee, es gäbe ein europäisches Wir, ein Zuviel an Zukunft, sie beharren auf ihren Nationalstaaten. Daher sind die Schriftsteller auch utopische Historiker, sie erfinden die Möglichkeiten des Morgen.” - Ich halte mal auf; denn deutsche Literatur hat es nicht so mit der Zukunft. Aber nicht nur die deutsche Literatur, die Deutschen überhaupt. Angesichts des technischen Fortschritts in den USA und einigen asiatischen Ländern: Wie der “Spiegel” unter der Rubrik “Traut euch, euch zu bewegen” aus einer englischen Studie zitiert: “In der Liste der grossen Volkswirtschaften wird Deutschland von Platz 5 bis 2030 auf den zehnten Platz abrutschen. An die Spitze rücken China und Indien, nun gefolgt von den USA. Selbst Ägypten wird mit Platz sieben noch vor Deutschland stehen.”

Das ist eine Prognose, die nicht stimmen muss. Doch der Trend ist sichtbar. Deutschland geht die Phantasie aus. Science Fiction hat in China einen hohen Stellenwert, ebenso wie in englischsprachigen Ländern. Wer keine fremdartigen Szenarios zu beschreiben in der Lage ist, und wie der Mensch sich aus daraus entstandenen katastrophalen Umständen herauswindet, hat in der Zukunft schlechte Karten.



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