Ich habe mal wieder eine Geschichte aus
meiner Kurzgeschichten Page nach Wattpad
rüber geschoben, damit ich dort nicht ganz in Vergessenheit gerate. Hier ist
sie:
Die sechs Arten der Liebe
Hinter ihrer Brille sah sie streng aus, wie eine Lehrerin
eben.
“Aus dem Griechischen haben wir folgende Namen übernommen.”
Mrs. Muller schrieb auf der Tafel. Kreide quietschte.
“Agape, Eros, Ludus, Storge, Pragma und Mania. Notiert Euch
die Stichworte.”
Agape: Nächstenliebe
Eros: Romantische
Liebe
Ludus: Spielerische
Liebe
Storge: Ernsthafte,
langsam wachsende Liebe
Pragma: berechnende
Liebe
Mania: Emotionelle
Liebe.
“Fangen wir mit Agape an. Nächstenliebe, was versteht ihr
darunter?”
“Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst?” Karen blickte die
Lehrerin fragend an. Brian lugte auf Karens Schreibblock. Was für eine
schöne Schrift!
“Genau Karen.”
“Ich liebe dich, Karen!” rief Brian. Die Klasse lachte.
Karen bekam einen roten Kopf. "Wieso gerade
mich?"
“Karen, bist du nicht die Nächste? Sitzt du nicht neben
mir?”
“Was ist mit Eros, der Romantischen Liebe?”...
Als Brian vor dem Eingang der Schule stehenblieb und in den Himmel
blickte, die funkelnden und blinkenden Sterne sah, kam er sich
unbedeutend vor.
“Warum lerne ich das alles?” fragte er laut.
“Weil es Spass macht?” Karen ging an ihm vorbei auf den Parkplatz
zu.
Tage später traf Brian Karen in der Bibliothek. Sie stand
mit ein paar Büchern am Regal Sozialwissenschaften, Psychologie, zwischen den
Buchstaben D und F. Er tippte mit dem Finger auf ihre Schulter.
“Oh, du bist es!” Karens blonder Wuschelkopf ragte aus
einem dicken Pullover hervor.
“Wen suchst du?”
“Erich Fromm.”
“An dem bin auch ich interessiert.” Brian suchte das Regal
ab. “Finde ich nicht.”
Sie setzten sich an einen Tisch. Es war gegen acht Uhr
abends. Der Leesesaal war fast leer. Brian blickte durch das große Fenster. Schneeflocken
vollführten einen wilden Tanz auf dem hellerleuchteten Parkplatz.
“Für unsere Arbeit haben wir zwei Wochen Zeit,” Karen
blickte Brian an.
“Worüber willst du schreiben?”
“Ich weiß nicht. Muss mehr über diese unterschiedlichen
Liebestypen rausbekommen.”
“Agape. Nächstenliebe. Vielleicht schreibe ich darüber.
Doch ich bin mir nicht sicher.”
“Und was hältst du von Eros?” fragte Brian. “Liebe auf den
ersten Blick, die schnell in sexuelle Leidenschaft übergeht. Ist das nichts?”
Sie sahen sich an. Ruhig, leidenschaftslos und lachten.
“Neeeee,” kam es wie aus einem Mund, und sie lachten wieder.
“Und Ludus? Also die spielerische Variante, bei der ein
Liebhaber mehrere Frauen auf dem Kalender stehen hat und dann ins Schleudern
kommt?”
“Bist du verrückt?” entgegnete Karen mit gespielter
Entrüstung. “Denkst du, ich gäbe mich dafür her?”
“War ja auch nur ne Frage,” meinte Brian und fuhr fort.
“Dann bleibt ja nicht mehr viel übrig: Mania, Pragma und Storge. Machen wir mit
Mania weiter.
Also,” Brian, beugte sich über den Tisch zu ihr hinüber und
blickte ihr in die Augen, “Karen, ich bin manisch in dich verliebt und
furchtbar eifersüchtig. Du machst mich wahnsinnig und glücklich zugleich.
Allein, wenn ich dich schon sehe, falle ich in Ekstase.”
“Dann gehe mal auf den Parkplatz und kühl dich ab. Komm,
wir reden von etwas anderem. - Hast du schon ‘nen Tannenbaum?” Sie fingen
wieder an zu lachen.
“O.K. Dann Pragma, die pragmatische Liebe. Wieviel Kamele
kannst Du in die Mitgift einbringen? Bist Du der Typ, der zu mir passt? Sind
wir kompatibel? Das müssten wir jetzt mal ausklamüsern. Am besten stellen wir
eine List auf mit unseren Präferenzen und haken dann ab.”
“Nun ist gut, Brian. Am besten, wir hören jetzt auf damit.
Kommst du noch mit zu Frick’s auf ‘ne Runde Pool?”
Karen und Brian einigten sich, ihre Arbeit über Storge zu
schreiben. Es ist die Liebe, die aus einer Freundschaft erwächst und sich
langsam und stetig entwickelt.
Als Mrs. Muller nach zwei Wochen die Arbeiten einsammelte,
bekam sie von Karen und Brian nur ein freundliches Lächeln.
“Mrs. Muller.
Wir haben uns für Storge entschieden. In ein paar Jahren haben wir das
Material.”
Nessun commento:
Posta un commento