Drang und Erfindungsgabe
in den U.S.A. Geld zu machen, speist sich zum großen Teil, wie ich es sehe, aus niedrigen Sozialbezügen und Löhnen für das Fußvolk. Das muß flexibel, mobil sein und nehmen, was geboten wird um dann nach besserem zu suchen. Eine Reihe US-Amerikaner übt zwei Berufe aus, da einer zum Leben nicht reicht. Scheinbar aberwitzige Ideen kursieren, führen zu Mißerfolg oder Erfolg. In einer der letzten „Business Week“ gab es einen Beitrag darüber, wie Privatfirmen aus illegalen Einwanderern Kapital schlagen.
Ein Teil der US-Immigrationsbehörde heißt jetzt Immigration and Custom Enforcement (ICE). Wie das United States Department of Homeland Security stammt es von der INS ab, dem ehemaligen Immigration und Naturalization Service. Agenten der ICE suchen und schnappen illegale Einwanderer, die durch Delikte, Vergehen kleinerer oder größerer Natur aufgefallen sind, buchten sie zur Registrierung in eines ihrer Gefängnisse ein. Dann geben sie sie an Privatgefängnisse ab, zahlen 90 Dollar pro Tag und Mann, zum Beispiel an die Corrections Corporation of America (CCA), eine Aktiengesellschaft. Um die zehn Prozent amerikanischer Gefängnisinsassen steckt in privaten Anstalten. Letzten Oktober waren bei CCA um die 80.000 Betten belegt. Im Schnitt bleiben die Illegalen 21 Tage dort, in denen ihre Fälle bearbeitet und sie gegebenenfalls per Flugzeug oder Bus ausgeflogen werden. Die CCA rühmt sich, Gefängnisse in 18 Monaten hochzuziehen. Die amerikanische Regierung benötigt 6 Jahre. Unternehmen wie diese privaten Haftanstalten sind durchorganisiert.
Der Mann aus Honduras, dessen Geschichte die „Business Week“ erzählt, war durch ein kleines Vergehen aufgefallen. Die ICE schnappte, registrierte ihn in ihrem Gefängnis in Houston und schob ihn in das CCA-Gefängnis ab, das gleich nebenan liegt. Danach trug er eine blaue Uniform. Die Farbe sagte etwas über den Grad seiner Gefährlichkeit aus. Blau = ungefährlich, orange = gefährlicher, rot = mit Vorstrafe, grün = höchster Gefährlichkeitsgrad, Isolierung erforderlich. Alle Gefangenen tragen Fußschellen.
Man stelle sich so etwas für Italien vor. Die Europäische Union, linke Wutbürger, Gutmenschen, politisch Korrekte würden vor lauter Protesten keine Zeit mehr finden, ihrem normalen Leben nachzugehen. In Italien werden Illegale in Auffanglager gesteckt, aus dem sie oft türmen, nachdem sie es in Brand gesteckt hat. Fußschellen sind nicht vorgesehen.
Mag auch jemand über die Art, wie Amis mit ihren Illegalen umgehen, entsetzt sein, so steckt doch eine effiziente Organisation dahinter, die man in Europa vergeblich sucht. Und niemand wird bestreiten können, dass die Kriminalität in den U.S.A. in den letzten 40 Jahren stark gesunken ist, in denen sich die Zahl von Gefängnisinsassen von 200.000 auf 2,2 Millionen erhöht hat.
Der Mann aus Honduras durfte in den U.S.A. bleiben, um seiner Frau und den vier in den U.S.A. geborenen Kindern Ungemach zu ersparen. Er ist jetzt ein „Resident Alien“, besitzt eine Greencard. Ich selbst habe meine zurück gegeben.