Vor kurzem flatterte die April-Ausgabe von ‘LOCUS’, dem kalifornischen ‘Magazine of the Science Fiction & Fantasy Field’ in meinen Briefkasten. Sie enthält einen Nachruf auf Andre Norton (1912-2005), einer Altmeisterin der SF und Fantasy. Über siebzig Jahre hinweg hat sie über einhundert Bücher geschrieben. Ich erinnere mich noch an die Utopia-Großbände mit Nortons Romanen, die ich als Jugendlicher nicht stehen lassen konnte. Wenn man als Jugendlicher mit dem SF-Bazillus infiziert wird, kommt man auch im Alter nicht davon los. Es gibt genügend Beispiele dafür. Das Interview mit BET MEACHAM ‘The Kid on the Bicycle’. Meacham ist Executive-Editor von Tor, einem der größten amerikanischen SF-Buch-Verlage. Sie erzählt, dass sie als Siebenjährige in die Bücherei der Stadt fuhr und zum ersten Mal Bradburys ‘The Martian Chronicles’ in die Hand bekam. Danach blieb sie bei SF hängen. Meacham berichtet, dass es auch in den U.S.A. schwieriger wird, mit schriftstellerischer Tätigkeit den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Locus-Interviews sind im Grunde keine. Es werden keine Fragen gestellt. Dies hat den Vorteil, dass der Partner seinen Gedanken freien Lauf lassen kann ohne durch Fragen eingeengt zu werden. Der Leser profitiert davon. Dann das Interview von LAUREL WINTER ‘A Dip in the Gene Pool’. Winter ist Poet und Jugendbuchautorin. Sie gewann die mit $ 25000 dotierte McKnight Fellowship. Winter erzählt, dass sie sich in der Ein-Raum-Schule in den Bergen Montanas nicht hatte anpassen können. Sie deutet es jetzt positiv, da es Ihr beim Schreiben von Jugendbüchen zugute Kommt. Als letztes Interview lese ich das mit SUSANNA CLARKE, der Autorin von ‘Jonathan Strange & Mr. Norrel’, einer allseits gelobten Fantasy, an der Clarke von 1993 bis 2004 gearbeitet hat. Locus enthält außerdem einen Sack voller Buch- und Magazinbesprechungen. Unter ihnen eine Rezension von Andreas Eschbachs ‘The Carpet Maker’. Weiter gibt es eine Zusammenfassung der 29th Annual Williamson Lecturship, die auf dem Campus der Eastern New Mexico University in Portales, NM statt fand. Auf den Fotos sah man durchweg alte Zausel. Viele darunter, die noch immer frisch und fröhlich ihre SF-Romane fabrizieren. Der am längsten dabei ist: Jack Williamson selbst. Der jetzt Siebenundneunzigjährige hatte 1933 seinen ersten SF-Roman veröffentlicht. So um die vierzig Jahre ist es her und wir hatten Wolfgang M. Biehler als Mitglied in unserem Hamburger SF-Club. Biehler hatte einen Buch- und Comic-Verlag und war Herausgeber der St-Pauli Nachrichten. Die mit den Kleinanzeigen wie ‘füllige Frau sucht stark gebauten Mann für einsame Stunden’. Zu der Zeit übersetzte ich Biehler ein paar Porno-Romane aus dem Englischen, betextete Comic Vignetten von ‘Clever und Smart’ und verlängerte Jack Williamsons Roman ‘Die Zeit-Legion’ um zwanzig Seiten, weil er Biehler zu kurz schien. SF-Urgesteine gibt es auch in Deutschland. Der SF-Oldie-Con in Unterwössen/Obb., den ich als Etappenziel auf meinem Weg nach Hamburg benutzte, hatte zum Beispiel Waldemar Kumming zu Gast, der als Zweiundachtzigjähriger keinen Con auslässt und auch auf dem World-Con in Glasgow dabei sein wird. Sein jährlich erscheinendes Fanzine ‘Munich Round Up’, das er wohl schon über vierzig Jahre heraus gibt, enthält Fotos und Berichte über den letzten World-Con. Zusammengefasst: SF-Fan wird man als Kind und bleibt es. Es gibt viele, die sich wie ich, aus dem Fandom ausgeklinkt haben, als der Beruf seinen Tribut forderte. Danach wurden sie wieder aktiv.
Nessun commento:
Posta un commento