Marina Weisband - Wir nennen es Politik
Das
Buch wurde im letzten SPIEGEL besprochen. Ich kann mich mit ihren
Aussagen identifizieren. Ein Grund für mich, das Buch nicht zu
kaufen, da es für mich vermutlich nichts Neues bringt.
Hier
einige ihrer Aussagen aus dem SPIEGEL: „Wir leben längst in der
Zukunft, nur nicht nach ihren Regeln.“ Klar, oder? HiTec zieht an
den Menschen vorbei. Die Entwicklung überrollt uns. „Digitales
Proletariat der digitalen Revolution, vergleichbar mit dem
Proletariat der Industriellen Revolution.“ Ist natürlich noch
eklatanter als anno dunnemals, da unsere Gesellschaft immer mehr zur
Wissensgesellschaft wird. Ich, in meinem fortgeschrittenen Alter,
muss gegen den Ausfall meiner Hirnzellen ankämpfen. Und nun denken
wir mal an die Leute, die ihr Hirn noch weniger benutzen als ich.
Konsequenz ist, so sagt Weisband „Was wir nun brauchen, ist ein
Grundeinkommen für alle, denn kein Mensch darf in dieser
Gesellschaft Existenzängste haben, weil das die Partizipation
unmöglich macht.“
Einverstanden.
Nur, was heißt schon Partizipation. Denken wir dabei an die letzten
Wahlen in Italien. Das reinste Chaos als Ergebnis. Und die Piraten,
die sich im Internet angiften. Piraten, deren Aushängeschild die
Weisband war, bevor sie sich entnervt ausgeklinkt hat, gehören dem
digitalen Proletariat an, ohne dass sie dessen gewahr werden. Denn
außer twittern und Facebookeinträgen haben die nichts drauf. Liquid
Feedback, dieser Abstimmungsmechanismus läuft nach Hörensagen noch
immer nicht rund und es hat schon Jahre auf dem Buckel. Theorie und
Praxis klaffen auseinander, und Piraten sind ignorant und psychisch
zu labil, um diese Lücke überbrücken zu können.
Ein
weiterer Versuch, politische Parteien auszuhebeln, wird in Italien
gestartet. Ob es Beppe Grillo mit seinen Anhängern gelingt, an deren
Stelle ein vom Internet gespeistes partizipatorisches System zu
setzen, werden wir abwarten müssen. Auf jeden Fall hat er in Italien
die Parteienlandschaft hübsch aufgemischt.
Gesellschaftliche
Umbrüche. Es könnten turbulente Zeiten auf uns zukommen. Wenn die
Parteien versagen, die Teilnahme am Internet außer Hassausbrüchen
nichts bringt, muss ein Zentralcomputer her, der die Welt regiert.
Zukunftsmusik? Sicher, aber wenn die technologische Entwicklung in
dieser Schnelligkeit weiter an uns vorbei zieht, wird daraus sicher
schneller Gegenwart, als wir uns das heute vorstellen können.
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