Coversong Roads

domenica, gennaio 19, 2025

Minutennovelle (Arkham Story): Badewanne


 

Sorrentos Finger kratzten, als sie Schneiders Hand drückten. Der warf einen Blick auf deren bläulich schimmernde Haut. „Flussbarsch“ fiel ihm ein. Wie der, den Emma ihm unter der Nase weggefangen hatte. Oder war es ein Rotauge? Schneider war sich nicht mehr so sicher.

Sorrento führte Schneider und Udo durch die Empfangshalle. An einer Wand hingen Porträte distinguiert aussehender Männer. Sorrento zeigte auf eines.

„Dr. Henry Armitage. Einer unserer ersten Biblothekare. Er beschäftigte sich vornehmlich mit dem Necronomicon.“ Sorrento zeigte auf eine Glasvitrine in der Mitte der Halle, in der ein umfangreiches alt aussehendes Buch an einem Ständer lehnte. „Ausgabe in englischer Sprache.

Gedruckt von der Arkham Gazette, unserer Zeitung. Das Werk stammt von Abdul Alhazred, einem arabischen Poeten und Dämonologen, der es um 730 schrieb. Es wurde später übersetzt, in eine griechische, lateinische und englische Ausgabe. Wir haben noch eine griechische, dem Publikum nicht zugängliche in unserer Bibliothek.“

Sorrento wandte sich den Kriminalbeamten zu: „Sie kommen doch aus Deutschland. In unserer Bibliothek haben wir auch ein Buch in deutscher Sprache, von Friedrich von Junzt. Kennen Sie ein Buch dieses Autoren? Bei uns steht sein „Unaussprechliche Kulte“. Sorrento öffnete eine Tür. Dahinter lag ein vom Sonnenlicht durchfluteter Speisesaal. Schneider blickte durch eines der großen Fenster, auf eine halb geöffnete steinerne Kuppel. Dahinter erhob sich ein mehrstöckiges Wohngebäude.

Sorrel bemerkte Schneiders Blick, „Unsere Sternwarte und das Studentenwohnheim.“ Die Männer setzten sich an einen der Fenstertische.

„FBI Detective Homestick hatte Ihren Besuch angekündigt.“ Sorrento lächelte. „Im Grunde gibt es nichts zu berichten, was er nicht auch schon wüsste.“ Sorrento stockte. „Richtig, er hat es draußen wieder vergessen.

H.P. Lovecraft hatte seine Erkenntnisse nach draussen getragen. Ich wundere mich, wie ihm dies gelungen ist; denn, normalerweise, wenn Menschen das über uns liegende Realitätverzerrungsfeld verlassen, haben sie vergessen, was sie hier sahen. Unsere Zeitung, die Arkham Gazette, kann nur von unserern Bürgern abonniert werden. Nach draussen versandt, bestünde sie aus weißen Blättern. Und die Ladepapiere für die Fahrer, die den Fisch abholen, werden ihnen außerhalb unserer Zone mitgegeben.“

Eine Frau in langem Rock, weisser Bluse, mit schwarzen Schuhen und ernstem Gesicht trug ein Tablett heran, stellte Tassen und eine Kaffeekanne auf den Tisch.

„Realitätenverzerrungsfeld.“ Sorrento goss sich Kaffee ein. „Inzwischen wird sich Homestick daran erinnert haben, dass er schon einmal in Arkham war.“ Sorrento blickte auf Schneider und Udo. „In der Neuzeit wurde der Begriff des Realitätenverrungsfeldes auf Steve Jobs angewandt. Jobs hatte mit, wie Sie vielleicht wissen, mit Steve Wozniak die Firma Apple gegründet.

Man kann schon daran ermessen, wie Jobs es hinbekommen hat, hunderte von Menschen dahinzubringen anzustehen, wenn ein neues iPhone-Modell im Apple-Store verkauft wurde, dass diese Menschen unter dem Einfluss eines von Jobs konstruierten Realitätverzerrungsfeldes standen.“ Sorrento schüttelte den Kopf. „Das ist doch nur ein Telefon.“

„Bei Religionen und auch hier in Arkham und Dunwich sieht es ähnlich aus.“ Sorrento schwenkte seinen Arm herum. „Wie es in Religionen zustande kommt, wissen wir nicht. Man spekuliert über ein Gottmodul, das Teil des menschlichen Gehirnes ist. Das über Arkham und Dunwich liegende hingegen stammt vom Dimensionsriss. Das konnte durch Untersuchungen unserer Sternwarte bestätigt werden. Aber auch, dass der Riss sich verkleinert. Irgendwann werden Arkham und Dunwich nicht mehr existieren.“

„Hätten wir Lovecrafts Bücher nicht gelesen.... Arkham ist auf keiner Karte verzeichnet.“ Udo füllte seine Tasse.

„Sicher haben Sie von Cthulhu gehört. Einem der großen Alten, die durch den Dimensionsriss auf die Erde gelangten. Lange, bevor die Menschheit andere Götter anbetete. Er schläft im Meer, erwacht an einem bestimmten Tag, steigt auf eine kleine, bei uns vorgelagerte Insel und lässt sich wieder ins Meer fallen.

„Vielen Dank für die Erklärung, Professor“, meinte Udo. „Unsere Aufgabe besteht darin, Fred Leonardi, den Sohn einer Frau zu finden, die mit uns nach Arkham gekommen ist. Fred Leonardi hat hier studiert. Können Sie uns etwas dazu erzählen?“

„Sicher“, antwortete Sorrento. „Letzten Donnerstag war Cthulhu auf der vorgelagerten Insel erschienen. Ein Jahrgang unserer Studenten durch das Lesen des Necronomicons auf das Ereignis vorbereitet. Sie ruderten dorthin, riefen nach Cthulhu. Der tauchte auf, stieg auf die Insel, ließ sich ins Wasser fallen und verschwand. Studenten tauchten ihm nach. Wie jedes Jahr. Nichts ungewöhnliches.“

Udo räusperte sich. „Und woher wissen sie, dass es ihnen gut geht?“

„Aufgrund der Cthulhu Adoration. Diese findet übrigens Morgen statt. Für die Bürger Arkhams eines der aufregendsten Ereignisse. Lassen Sie sich das nicht entgehen. Die Studenten kommen aus dem Wasser und begeben sich zur Statue auf dem Marktplatz. Verneigen sich vor ihr und verschwinden im Meer. Niemand verläßt die Gruppe. Wir kennen ihre Namen. Fred wird einer von ihnen sein.“

„Interessant“, meinte Schneider und fragte nach dem Weg zum Badezimmer. Dort fiel ihm eine überdimensionierte, mit Wasser gefüllte Badewanne auf.

„Ich sah eine mit Wasser gefüllte Badewanne.“ Schneider wandte sich an Sorrento. „Was ist mit der?“

„Ich schlafe darin.“ Sorrento erhob sich. „Was für ein Zimmer hatten Sie im Hotel bestellt? Eins mit Dusche oder ein Zimmer mit Bad?“ Schneider und Udo verabschiedeten sich verwirrt.

Nessun commento: