Scientific American,
December 2012
Es gibt wieder neue „10
World changing ideas“. Eine Art jährlicher Brainstorm. Nun, bei
einem richtigen Brainstorm sind auch verrückte Ideen zugelassen.
Doch bei diesen rechnen Verfasser und Redaktion wohl damit, dass sie
umgesetzt werden könnten.
Starten wir mit „New
Life-Forms, no DNA required“. Sicherer ist es auf jeden Fall. XNA
vereinigt die Funktionen von DNA und RNA in sich. Neue
Programmiersprache also. Sicherer deshalb, weil die Moleküle nicht
in der Natur vorkommen und sich daher mit DNA und RNA nicht
vermischen können. Schlecht für Horrorfilme, sage ich mal. Ein
neuer Baukasten der Gen-Technologie.
„Foam that restores
Breathing“. Wenn einem der Atem stockt, sagen wir: Bei Asthma,
Lungenverletzung, Knochen in der Luftröhre, dann lebt die Person nur
noch einige wenige Minuten und die Person zu intubieren kostet Zeit.
Durch eine injizierbare Lösung könnte man diese auf rund 15 Minuten
verlängern. Ein paar Hürden müssten noch genommen werden. Aber
schon mal eine gute Idee.
„Early Treatment für
Alzheimer“. In der letzten „Business Week“ beklagte sich ein
Redakteur über die mangelnde Bereitschaft der amerikanischen
Gesundheitsbehörden, mehr für die Alzheimerforschung zu tun. In den
U.S.A ist fast die Hälfte der 85jährigen von dieser Krankheit
befallen. Bis jetzt hat man noch kein Mittel dagegen.
Zurück zur Idee: Um 300
Mitglieder einer Familie in Kolumbien leiden unter einer in den Genen
steckenden Art dieser Krankheit, die mit 50 Jahren zum Ausbruch
kommt, aber schon lange vorher sich im Gehirn einnistet. Das
amerikanische Unternehmen Genentech nun will das Medikament
Crenezumab an die Leute verteilen und sie zu einem Zeitpunkt testen,
bevor das Leiden ausbricht. Wirksamkeit ist nicht garantiert. Um 100
entwickelte Medikamente versagten beim Test. Ein Zeichen dafür, dass
das Gehirn immer noch eine große Unbekannte darstellt.
„Water purified with
Oil“. Wasserknappheit wird als Problem auf uns zukommen.
Gereinigtes Brauchwasser würde sie minimieren. Und jetzt das
Fracking, bei dem Milliarden von Litern mit Chemikalien kontaminiert
in Gesteinsschichten gepresst werden, um Erdgas freizusetzen.
Verunreinigungen binden sich an Öl, dass ins Wasser eingebracht
wurde und dem Wasser wieder entzogen wird. Es gibt noch ein paar
kleine Stolpersteine. Um eine Tasse Schmutzwasser zu reinigen,
braucht man eine Menge Soja-Öl, die einen Swimmingpool füllen
würde.
„The ultimate
Sustainability Index“. Sustainability ist glaube ich
Nachhaltigkeit. Mit dem Begriff konnte ich überhaupt nichts
anfangen. Jetzt, wo ich von Sustainability lese, wird es mir etwas
klarer, lol. Es geht darum, Produkte einer Lieferkette in ihren
Stufen auf Nachhaltigkeit zu überprüfen und zu klassifizieren.
Dafür müssen Kriterien her. Ein amerikanisches Konsortium arbeitet
daran.
„Genome Sequencing for
Fetuses“. Es ist interessant zu wissen, dass man die DNA eines
Fötus im Blutplasma der Mutter von der DNA der Mutter separieren
kann. Grundlage zur Entdeckung von Erbkrankheiten ungeborener Kinder.
Das Neueste darüber las ich in der „Business Week“ vom 29.
April. Das Unternehmen Natera wird vorgestellt. Es hat einen Test
entwickelt, der sich ebenfalls des Blutplasmas der Mutter bedient.
Mit 99 %iger Sicherheit, so wird behauptet, kann man Dow erkennen.
Kostet jedoch 2760 Dollars. Etwas happig. Wo bleiben die Chinesen?
Lol
„Mining the Mobile
Life“. „Reality Mining“. Kommt das auf uns zu? Anhand von
Smartphones kann man viel über die Bevölkerung herausbekommen, da
die meisten Leute so ein Gerät besitzen. Datenschutz aufgepasst.
„Reality Mining“ lauert hinter der Ecke, das Aufspüren von
Standorten der Handybesitzer. Daraus werden Konsumentenprofile
erstellt und die Werbung entsprechend kalibriert.
„Sugar powered
Pacemakers“. Batterien für Herzschrittmacher müssen alle 5 bis
15 Jahre ausgetauscht werden. Mit anderen Worten, es wird
geschnitten. Implantierte Geräte könnten durch Bio-Treibstoffe
angetrieben werden, die aus Glukose bestehen, die sich in
Zellflüssigkeit befindet.. Auch hier gibt es Hürden zu überwinden.
Nun, wir sprechen von Ideen. Treibstoffzellen verlieren durch im Blut
oder im Serum befindliche Aminosäuren an Power. Man rechnet mit
ihrem Einsatz in zehn Jahren.
„Drones at Home“. Man
stellt sich das so vor: Mini-Drohnen flitzen durch Städte,
beobachten Verkehrsschwerpunkte, andere Gefahrenbereiche, stalken den
oder die Ex, lol. Unendlich viele Möglichkeiten, wie man Drohnen
einsetzen kann. Z.B. in der Landwirtschaft, bei Protestmärschen.
Ethische fragen tun sich auf. Es wird interessant.
„Electronic Tattoos“.
Gestretchte Chips, die auf der Haut getragen oder in Kleidung
eingelassen werden. Schaltkreise biomedizinischer Natur wie Sonden,
Überwachungsarmaturen, Monitore für Körperfunktionen.
So, jetzt geht es zu den
Artikeln: „The Unquantum Quantum“.
Da schreibt doch jemand,
dass wir doch nicht digital sind und in einem Computer leben.
Erinnert sich jemand an den Film „Welt am Draht“ von Faßbinder.
Es war doch evident. Siehe auch Wolframs Buch „A new kind of
Science“. Wem soll man denn noch glauben? Lol.
David Tong, Professor für
Theoretische Physik an der Universität Cambridge, machte sich
darüber Gedanken. Digital ist, wenn man die Welt in Bits auflösen
kann. Sie stellt dann kein Kontinuum dar und in der Tat gibt es eine
Reihe von Physikern, die Partikel, Einheiten also, als kleinste
Bestandteile des Universums ansehen. Einleuchtend, nicht wahr? Doch
schon Max Planck meinte 1882: „Trotz des großen Erfolgs, den die
Atomtheorie verzeichnet, wird sie letztendlich fallen gelassen werden
zugunsten der Annahme kontinuierlicher Materie.“ Partikel werden
von der Quantentheorie auch als Wellen verstanden, und die sind
analog. Anscheinend sind die Bausteine des Universums Felder.
„The Winters of our
Discontent“. Globale Erwärmung, Treibhauseffekt impliziert, dass
es überall wärmer wird. Tja, ist wohl nicht so. Es gibt zwar
weniger Eis in der Arktis. Der Autor des Artikels bezieht sich auf AO
und auf NAO. Arctic Oscillation und North Atlantic Oscillation, die
aus der Wechselwirkung von Ozean und Atmosphähre entstehen. Sie
werden durch das Abschmelzen des Eises gestört. Verschwindet Eis,
werden weniger Sonnenstrahlen in die Atmosphäre reflektiert. Der
Eis-Albedo Effekt wird schwächer, die Luft kühler.
Hier in Italien ist es
auch kühler, es regnet fast jeden Tag. In der Zeitung las ich, dass
das Eis schneller schmilzt als erwartet. Obama hatte Leute von der
NASA deshalb zu einem Gespräch eingeladen.
„Is Drug Research
trustworthy?“ Es geht um Geld. Der Artikel bezieht sich auf die
U.S.A . Forscher pharmazeutischer Unternehmen lobhudeln über dort
entwickelte Medikamente in Fachzeitschriften.ohne ihre Abhängigkeit
von ihrem Unternehmen zu deklarieren. Dem Autoren nach sind sogar
Forscher der National Institutes of Health involviert. Nun, das ist
eine innere Angelegenheit der U.S.; jedoch wird sich Ähnliches auch
in anderen Ländern abspielen.
„Four Starry Nights“.
Eine Astronomin schildert ihren Aufenthalt in den Bergen Chiles, um
Zwerg-Galaxien, die um die Milchstraße kreisen, durch eines der
beiden 6.5 m Magellan-Teleskope zu beobachten. Diese befinden sich in
der Atacama Wüste, eine der trockensten. Der typische Arbeitstag
eines Astronomen dort beginnt um 15:00 Uhr und endet 6:00 morgens.
Vor der Beobachtungszeit stellen Techniker das Teleskop ein.
Zwerg-Galaxien, die kurz über lang von unserer Galaxis absorbiert
werden, enthalten nur wenige Milliarden Sterne, im Kontrast zu den
200 bis 400 Milliarden von Sternen in unserer Galaxis. Mit dem in das
Teleskop integrierten Spektographen wird die Zusammensetzung der
Sterne festgestellt, die sich im Halo der Milchstraße befinden und
mit der Komposition von Sternen der Zwerg-Galaxien verglichen. Und,
siehe da, ihre Zusammensetzung ist die gleiche. Eine
Beobachtungsnacht kostet 50.000 Dollars. Nun, das Teleskop war sicher
auch nicht billig.
„The Case of the
disappearing Daguerreotypes“. Vor rund 150 Jahren wurden die ersten
Fotos gemacht. Daguerreotypes. Sie wurden in der New Yorker
Ausstellung „Young America“ gezeigt. Und nach rund einem Monat
wurden sie durch schwarze Flecken unansehnlich, zum Schock ihrer
Besitzer. Chemikern, Physikern und Konservatoren gelang es, den
Verfall aufzuhalten und dessen Ursache auf die Schliche zu kommen.
Doch die Herstellung in den Originalzustand verlief erfolglos.
Daguerreotypen werden in mehreren Schritten hergestellt. Mit Silber
beschichtete Platten werden Jod- oder Bromdampf ausgesetzt. Diese
sogenannten Halogene werden bei der Aufnahme durch auftreffende
Photonen zerstört. Die Platte wird danach in Quecksilberdampf
gebadet. Zum Schluss wäscht der Fotograph die Platte im
Sodium-Thiosulfat. Fragt mich nicht, was das ist. Die Halogene werden
komplett entfernt. Es verbleiben Silber und Quecksilberkristalle.
Werden die entstandenen Fotos längere Zeit Licht ausgesetzt,
zerstören die Substanzen das Bild.