Coversong Roads

domenica, ottobre 05, 2025

Kurzgeschichte: Emma


 

Herbst in Hamburg. Regen prasselte gegen Fenster. Nachmittag. Gedämpftes Tageslicht drang ins Zimmer. Die Sirene eines Krankenwagens, dann vom Regen übertönt. Emma saß mit ausgestreckten Beinen auf dem Sofa und blickte müde auf den Fernseher. Ihre Ukulele lag neben ihr. Sie hatte den Ton des Fernsehapparates ausgeschaltet. Träge rollten Gedanken heran, lösten sich auf.

Heinrich, ihr Mann, vor kurzem von einer Dienstreise zurückgekehrt, aus Arkham, einer Stadt, die es nicht gab, wie er behauptete. Und nun gab es sie wirklich nicht mehr, sagte er gestern abend, und sah sie grübelnd an.

Heinrich war beschäftigt. Während Emma bereits Feierabend hatte, mit ihrem Fiat 500 vom Edeka-Laden, in dem sie als Kassiererin arbeitete, heimgefahren war, saß Heinrich Schneider mit seinem Kollegen Udo im Büro in der City Nord hinter dem Stadtpark, wartete auf den nächsten Mord. Als Beamte der Mordkommission. Und Emma wartete auf Heinrich.

Sie goß sich Kaffee ein. Heinrich und sie hatten diese Wohnung gekauft. In der Fuhlsbütteler Strasse. Eine vom Verkehr frequentierte breite Straße mit Bussen, Krankenwagen, Lastern, Privatwagen. Hohe Linden vor breiten Bürgersteigen schützten sie etwas vor dem Lärm. Emma mochte es hier. Leben, Verkehr. Abends machten Heinrich und sie einen Schaufensterbummel oder gingen in den in der Nähe liegenden Stadtpark, wenn es noch hell war. Hin und wieder sahen sie Udo hinter großen Schachfiguren, um den Gegner matt zu setzen.

Udo meinte, das würde nun jedes Mal passieren, seit dem er mit Heinrich aus Arkham zurückgekehrt war.

Udo war verliebt, sagte Heinrich. In Monique. In Arkham hätten sie Schach gespielt, sich dabei angesehen, dann die Figuren und sich und die Figuren. Udo schien wie betäubt, wie er Heinrich erzählte. Sie hatte ihn jedes mal mattgesetzt. War schließlich aufgestanden und zwischen den Häusern verschwunden.

Das hat ihn verändert, meinte Heinrich. Emma goß sich noch einen Kaffee ein. Ja, die Liebe. Sie dachte an den Mann mit der Halbglatze, der bisweilen ins Geschäft kam, wartete, bis sich die Schlange vor der Kasse aufgelöst hatte und sich mit ihr dann über Musik unterhielt. Es spielte Violine, sie Ukulele. Sie hatten ein gemeinsames Thema. Nur.... an Heinrich kam er nicht heran. Fünfunddreißig Jahre waren sie verheiratet.

Heinrich hatte ihr eine Debitkarte gegeben und gebeten sie an ihrer Kasse auszuprobieren. Arkham Bank stand drauf. Mehr nicht. Keine Nummer, kein Verfalldatum. Nichts weiter. Klar, dass die Karte nicht funktionieren konnte. Und sie tat es nicht.

Emma sah durch das Fenster nach draußen. Der Regen hatte sich gelegt. Sie stand auf, zog eine Jacke über, ging auf die Straße zur nächsten Bankfiliale. Schob die Karte in den Automaten. Auch hier die Antwort: Karte ungültig. - Eine Frau stand neben ihr. In langem Rock, weißer Bluse, mit schwarzen Schuhen und ernstem Gesicht.

„Lassen Sie mich mal“, sagte sie und nahm Emma die Karte aus der Hand. Sie betrachtete die Karte.

„Arkham Bank“. Ihre Augen schienen zu irisieren. Dann gab sie die Karte zurück. „Probieren sie es jetzt.“

Emma schob die Karte erneut hinein. Wählte, und zog das Geld aus dem Automaten. „Toll“, sagte sie und wandte sich um. Die Frau war nicht mehr zu sehen.

Es hupte. Heinrichs Ford Mondeu parkte unter den Bäumen.

„Klappt´s?“, fragte er.

„Ja!“, rief sie.

„Lass mich mal“

Schneider nahm die Karte und steckte sie in den Automaten. „Karte ungültig.“

„Und nun du.“

Emma zog 200 Euro heraus. „Eine Frau in langem Rock und weißer Bluse half mir.“

„Elsa.“ Schneider blickte auf Emma und dachte ´Frauenpower´.

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