Gestern haben wir auf You
Tube „Lucy“
gefunden, einen empfehlenswerten Film des letzten Jahres.
Und dann noch eine neue
empfehlenswerte Story von mir, lol.
Gute Unterhaltung.
Almost
Lover
Polizeibeamter
und Ehemann. Eine waghalsige Kombination; denn es wird nicht nur von
9-5 gemordet. Hatte Emma, Schneiders Frau, sich damit abgefunden,
wenn ihr ihr Mann noch mal raus musste oder später auftauchte?
Schien so.
Wat
n nu? dachte Schneider, als er eines Abends vor der Haustür stand
und Emma singen hörte. Sie schien den Klingelton nicht zu bemerken.
Ihre Stimme. Unwillkürlich dachte Schneider an Reibeisen und
Schmirgelpapier, während er die Tür aufschloss.
Das
Abendessen stand auf dem Tisch. Emma saß auf dem Sofa und zupfte an
einem kleinen Instrument. Die Melodie war traurig und Schneider
verstand den Text nicht. Er hörte etwas heraus wie “Goodbye my
almost lover.”
Fremdsprachen
sind tückisch, dachte Schneider und schob sich einen Cracker in den
Mund.
“Wie
heißt das Instrument?”, fragte er.
"Ukulele."
"Hast
du es gekauft?
"Ja".
"Wo?"
"Im
Musikgeschäft um die Ecke."
"Um
welche Uhrzeit?"
"So
gegen 3 Uhr am Nachmittag."
“Und
warum?”
“Ich
wollte etwas Neues lernen und der Vormittag an der Supermarktkasse
füllt mich nicht aus.”
Schneider
betrachtete das Instrument. Marilyn Monroe kam ihm in den Sinn. Sie
hatte auch einmal auf so einem Ding herumgeklimpert. Wie hieß der
Film noch?
Manche
mögen es heiß. Das war er. Emma sah auch nicht schlechter aus.
Stämmiger zwar und man könnte zwei aus ihr machen. Aber sie war
genau das, was er sich immer gewünscht hatte: Eine Frau ohne Flausen
im Kopf, die einem das Abendbrot auf den Tisch stellte und dann mit
ihm fernsah. Doch nun dies. So ein kleines Instrument passte doch gar
nicht zu ihr.
"Wie
hast du so schnell gelernt darauf zu spielen?"
"Auf
You Tube gibt es Videos als Tutorials."
"Ah,"
sagte Schneider und dachte: 'You Tube kenn ich. Aber Tutorials. Muss
ich das wissen?'
Emma
setzte wieder an: "So long my luckless romance. My back is
turned on you...."
“Wie
heißt das Lied?”
“Almost
Lover,” antwortete Emma. “Almost Lover” von “Fine Frenzy”.
“Ich
habe so ein komisches Gefühl”, meinte Schneider am nächsten
Morgen, als er sich an den Schreibtisch setzte. Udo, sein Kollege,
grunzte und fuhr fort, die Zeitung zu lesen.
“Emma
hat sich eine Ukulele gekauft und gelernt darauf zu spielen. Gestern
hat sie etwas gesungen, von dem sie sagt, dass es “Almost Lover”
heisst.“
“Frauen
sind ja sowas von romantisch,”kam Udos Stimme hinter der Zeitung
hervor. Er legte sie weg und fuhr den PC hoch. “Wie heißt das Lied
doch gleich?”
“Almost
Lover”.
Udo
tippte und brummte: “Hier ist es. Almost Lover mit Fine Frenzy. Ich
spiele es mal ab.”
Die
Männer hörten sich das Lied an. “Traurig”, meinte
Udo.
“Worum
geht es denn?”
“Bevor
es mit den beiden richtig los ging, war er schon wieder weg und das
Mädchen war nicht davon begeistert.”
“Ein
Liebeslied also.”
“Kann
man so sehen”, meinte Udo. “Liebe ist irre. Mein weiß nie, wo
sie einen hinführt. Es ist wie beim Schach. Liebe hat so viele
Variablen. Ich bin in eine Schachspielerin verliebt. Zwei Mal die
Woche kam sie in den Stadtpark, wo wir mit den großen Figuren
spielen. Sie trug einen dicken Mantel. Von der Figur war wenig zu
sehen, nur das sie stämmig war. Schwarze Haare, blaue Augen, blasses
Gesicht. All das faszinierte mich. Manchmal fragte sie mich, welche
Figuren sie ziehen sollte. Ich sagte es ihr und sie gewann. Bis sie
eines Tages jemand anderen fragte, der ihr riet, den Springer zu
bewegen, wo der Turm doch viel besser stand. Sie verlor. Trotzdem
verließ sie den Ort mit diesem Mann. Ich war perplex, konnte es
nicht fassen.” Udo schüttelte den Kopf, dann sah er Schneider an.
“Heinrich.
Ich sage mal, deine Frau muss sich verliebt haben. In einen anderen.
Bist du in letzter Zeit mal mit ihr spazieren gegangen? Zum tanzen,
ins Museum, in den Park oder ins Theater?”
“Nee”,
meinte Schneider und kratzte sich am Kopf.
“Oder
stell dir mal vor”, fügte Udo hinzu. “Emma sitzt an der Kasse.
Ein netter junger gutaussehender Mann kommt jeden Tag am Laufband
vorbei, lächelt sie an, spricht ein paar Worte mit ihr und hat dann
auch noch abgezähltes Geld. Emma verliebt sich in ihn. Er wird zu
ihrem heimlichen Schwarm, und plötzlich… “Udos Stimme schwoll
an: “Bringt er seine Frau mit.”
Aus
dem Korridor drang ein polterndes Geräusch. Die Tür wurde
aufgerissen, Dr. Schmidt kam herein. Dr. Schmidt, Schneiders und Udos
Vorgesetzter, trug einen Anzug mit feinen Nadelstreifen, eine Brille,
durch die er auf Udos Bildschirm sah. Seine Haare waren ihm abhanden
gekommen.
“Meine
Herren. Ich habe etwas für Sie.” Schmidt stellte sich hinter Udo.
“Was ist das?”, fragte er.
“Es
geht um meine Frau.” Schneider lächelte verlegen. “Sie hat sich
eine Ukulele gekauft, zupfte gestern darauf herum und sang dieses
Lied.”
“Ah”,
meine Schmidt und beugte sich vor. “Almost Lover. An welchem Tag
kaufte sie die Ukulele? In welchem Geschäft? Zu welcher Uhrzeit und
waren zu der Zeit außer dem Verkäufer und Ihrer Frau noch andere
Leute in dem Laden und wer waren sie?”
“Im
Musikgeschäft um die Ecke, so gegen 3 Uhr Nachmittags. Aber nach den
anderen Leuten hatte ich vergessen zu fragen.”
“Kümmern
Sie sich darum”, meinte Schmidt. “Aber dies hier ist wichtiger.”
Schmidts Augen funkelten. “Im Stadtpark wurde ein Mann erschlagen.
Er muss schon mehrere Tag hinter den Büschen gelegen haben. War wohl
ein wuchtiger Schlag, denn ein Holzsplitter lag neben ihm. Wie wir
wissen, stammt er von einer der großen Schachfiguren, die sie dort
benutzen. Nehmen Sie sich der Sache an.” Schmidt drehte sich um und
verließ das Büro.
“Oh”,
sagte Udo und sah Schneider mit weit aufgerissenen Augen an. “Hat
sie etwa…“. Welche Figur war es denn?” rief er Schmidt nach.
“Der
Springer.”
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