Scientific American, March 2014
Auf dem Titelbild proklamiert das Magazin „The new Century of
the Brain“. Nun gut. Um es knapp zu sagen: Noch immer
wissen wir so gut wie nichts über
die Funktion des Gehirns. Zwar ist bekannt, welche Teile aktiv sind bei
spezifischen menschlichen Aktionen. Zum einen bei Schlaganfällen, wenn Bereiche
nicht mehr mit Blut versorgt werden, oder bei einem Patienten vergangener Jahre,
dem eine Eisenstange den Kopf durchbohrte. Dann gibt es diese Magnetresonanz-Apparaturen,
mit denen festgestellt werden kann, welche Bereiche des Gehirns bei bestimmten
Aktionen besonders durchblutet werden. Das war es dann schon.
Es
geht schon los, wenn wir eine Person, die wir auf der Straße erkennen, einem Film
zuordnen wollen, den wir irgendwann mal gesehen haben. Mir passierte es in
Dallas. In einem Vorort, der Plano hieß, übernachtete ich in einem Hotel, kam abends
heraus, um einen Gang um die Häuserblocks
zu machen, sah einen Cadillac auf der Einfahrt mit einem Vanity Plate, einem
personalisierten Nummernschild, auf dem „Kim Novak“ stand. Nun, sie saß am Lenkrad, nicht
wieder zu erkennen, das Gesicht mit Botox zum Mond verformt. So, wie ordnet
unser Gehirn nun diese Dame einem Alfred Hitchcock Film zu, den ich vor zig
Jahren mal gesehen hatte? Das wissen auch die Professoren nicht, die den
Artikel geschrieben haben.
Obama
hat nun die Brain Initiative ins Leben gerufen und für 2014 100 Millionen
Dollar bereitgestellt. Die EU zahlt für das Human Brain Projekt, einem zehnjährigen Programm, 1.6
Milliarden Dollar. Ich selbst bin skeptisch. Allzu viel wird dabei nicht
herumkommen.
„Dwarf Galaxies and
the Dark Web“. Astronomen streiten sich darüber, ob es etwas damit
auf sich hat, dass Satellitengalaxien, also die kleinen, die zum Beispiel um
unsere Milchstraße
herumkreisen, alle auf einer Ebene untergebracht sind. Der Autor dieses
Artikels meint, dass sie auf einem Netz Schwarzer Materie liegen. Ein anderer
Astronom sagt, das sei Quatsch. Wem soll ich glauben?, lol.
„Gene Therapy´s Second Act“.
Einmal
war es in die Hose gegangen. 1999 war jemand an der Gene Therapie zugrunde
gegangen. Ihm wurde ein Adenovirus, der für Schnupfen sorgt, in seine beschädigte Leber gespritzt.
Das Virus war genetisch so manipuliert worden, dass es die Leber reparieren
sollte. Es waren ein paar zu viele. Eine Trillion. Dies provozierte eine
Immunreaktion, die ihn zugrunde richtete. Ein gewaltiger Rückschlag für die Forschung.
Inzwischen
gibt es zwei Möglichkeiten
der Therapie. Die bereits beschriebene, aber mit weniger Viren und dann die
Manipulation beschädigter
Zellen, die dem Körperteil
entnommen und nach Reparatur wieder hinzugefügt werden. Es gibt
bereits klinische Tests, die sich in Phase III befinden und irgendwann ist es
soweit, dass die Gene Therapie Früchte
trägt.
„The oldest Rocks on
Earth“. Auch hier sind sie sich nicht einig. Diesmal
die Geologen. In Kanada wurden Felsbrocken gefunden, von denen ein Geologe
behauptet, sie seien 3,8 Milliarden Jahre alt, der andere meint 4,4 Milliarden
Jahre. Vor 4,4 Milliarden Jahren gab es den Zusammenstoß eines umherirrenden
Himmelskörpers
mit der Erde, aus der unser Mond hervorging. Das ließe natürlich Aufschlüsse auf die Entstehung
unseres Planeten zu. Das Alter von Gestein wird anhand von radioaktiven
Isotopen gemessen.
„The Case oft the
stolen Words“. Plagiate. Kennen wir ja auch aus Deutschland. In
diesem Falle hat sich ein Professor der Biologie und Informatik daran gemacht,
mit Hilfe eines von ihm entwickelten Programms Abstrakte von Research Papieren,
die zum Beispiel bei Medline im Internet (pubmed.org) hinterlegt sind,
miteinander zu vergleichen. 0,1 Prozent erstellter Plagiate scheint nicht viel
zu sein. Aber so um 600.000 Papiere werden jedes Jahr veröffentlicht.
„The American
Chestnut´s Genetic Research“. Der amerikanische Kastanienbaum wurde von 1876
an dezimiert. In diesem Jahr hatte Samuel B. Parson eine Schiffsladung Samen
des japanischen Kastanienbaumes erhalten und mit ihr Sporen des Pilzes „Cryphonectria
parasitica“.
Die legten los und killten drei Milliarden amerikanischer Kastanienbäume. Zum Guten und zum
Bösen hin gibt es in den
U.S.A. Leute, die gegen alles Mögliche
an gehen. In diesem Falle zum Guten, wenn wir als gut bezeichnen, den
amerikanischen Kastanienbaum wieder zur vollen Blüte zu verhelfen. Es
wird genetisch manipuliert. Was einige Leute bei Getreide auf die Palme bringt,
bringt sie bei Kastanienbäumen
nicht aus der Ruhe. Der amerikanische Gesundheitsdienst, die FDA, muss noch
befragt werden, dann die USDA und EPA. Aber wie wir sehen, hat die genetische
Manipulation auch etwas Positives. Aber das wusste ich schon lange, lol.
„Why good Thoughts
block better ones“. Kurz gesagt. Der “Einstellungs Effekt” sorgt dafür, das eine gute Idee
nicht durch eine bessere ersetzt wird. Die Autoren machen das an einem Beispiel
fest, das von einem Psychologen 1942 durchgeführt worden war. Für drei Behälter mit
unterschiedlichen Volumen: 21, 127 und drei Einheiten Wasser hatten
Testpersonen herauszufinden wie sie die Flüssigkeit für 100 Einheiten umfüllen konnten. Die
offensichtliche Lösung
war: Den zweiten Behälter
von 127 Einheiten füllen,
mit diesem den ersten Behälter,
um 21 Einheiten zu entfernen, den dritten Behälter zwei Mal auffüllen, um auf 100
Einheiten zu kommen. Dann stellte der Psychologe, der Abraham Luchins hieß, eine weitere
Aufgabe. 20 Einheiten ausmessen mit Behältern für 23, 49 und drei Einheiten. Die
offensichtliche Lösung:
Fülle den ersten Behälter auf und gieße drei Einheiten davon
in den dritten Behälter.
Die Testpersonen jedoch waren auf die drei Stufen-Methode der ersten Aufgabe fixiert
und sagten, die Aufgabe lässt
sich nicht lösen.
Jetzt
was aus meiner Sicht. Ich schreibe Science Fiction in einer Schreibgruppe.
Viele der Mitglieder können
mit meinen Stories nichts anfangen. Sie können nicht um Ecken denken. Stellen wir uns
vor, sie bekämen
„Analog“ vorgesetzt, das
ehemalige „Astounding“. Die würden noch mehr
abschnallen, wenn dies ginge, denn dort sind die Ansprüche an technischem und
wissenschaftlichem Verständnis
noch höher.
Das Zeug, das in der Belletristik steht, ist langweilig. Es mag schön geschrieben sein,
aber banal und haut keinen vom Hocker, der wissen will, wie die Welt
funktioniert oder funktionieren könnte.
Auch hier gibt es den Einstellungseffekt. Die Leute haben sich an die
Beschreibung von Alltäglichkeiten
gewöhnt,
finden es gut, verlieren den Blick für Interessanteres. Schlimmer ist es nur noch
bei den Taliban. Haben die doch keinen Sinn für Rock, lol.