Asimov’s Science Fiction, February 2010
“The Ice Line” von Stephen Baxter, ist, wenn es nach mir geht, die beste Story dieser Ausgabe. Baxter ist britischer Ingenieur, Mathematiker, vielseitiger und produktiver SF-Autor und ist Präsident der British Science Fiction Association.
Die Story spielt in einer alternativen Zeitlinie, in der Baxter Napoleon mit einer riesigen Armada übersetzen lässt. Erfinder wie Robert Fulton, der in einer Vorgänger-Story ums Leben gekommen war, James Watt und andere prägten oder gestalten die Abläufe. Briten versuchen Napoleons Einfall in ihr Land zu stoppen und die noch gefährlicher Bedrohung durch Phoebeans, riesige aus dem Weltall niedergegangene Tiere, die sich zu intelligenten Organismen zusammenschließen können, abzuwehren.
Die Story beginnt damit, dass sich Ben Hobbes, der Protag, Ingenieur und ehemaliger Partner Robert Fultons aus finanziellen Interessen in die Dienste der Franzosen gestellt hatte, um das von ihm gebaute Unterseeboot „Nautilus“ im Seekrieg einsetzen zu können.
Beschreibungen der Szenen auf dem Meer zeugen von Baxters Recherche zu der Story, wenn wir Sätze wie folgende lesen:
- Zitat -
Below, the atmosphere was no less fraught. I hurried past the surgeon´s cabin where the tables were being scrubbed down, and the doctor himself in his leather apron lined up the blades and saws and scalpels and tourniquets. I found myself in the first gundeck – the uppermost of three on this first rate, as the British would have called the ship. Here in this wide, low space, you had teams of a dozen men gathering around each of the weapons on the starboard side – for you only fired from one side at a time – and they rushed through the complicated choreography of preparing a big gun, raising the port, ramming a powder cartridge down the barrel and then the ball, before you heave your muzzle out of the port and make the tackles for the recoil, and the gun captain takes his quill filled with powder and drops it into the touch hole. The powder boys scuttled with their lethal supplies, and the lieutenants stalked about yelling orders, and I hurried through the space, meeting the eye of no man or boy.
- Zitat Ende –
Hobbes wird in der Kampfzone mit der “Nautilus” zur See gelassen, taucht ab, wird von Briten aufgegriffen. Ihm wird bedeutet, den Briten bei dem Bau eines Zylinders zu helfen. Erst am Schluss der Story wird ihm die Bedeutung dieser Konstruktion klar. Admiral Collingwood, seine Tochter, in die sich Hobbes verliebt, und Hobbes bewegen sich mit einem Geleitzug durch Städte, die sich auf den Kampf mit den Franzosen vorbereiten. Eine dichte Handlung gibt über Napoleons Vormarsch Aufschluss. Doch ist dies nicht die einzige Bedrohung. Die Astronomin Caroline Herschel konnte flüchtig wahrnehmen, dass sich die Phoebeans auf dem Mars angesiedelt hatten. Dies wurde von den Briten aus Bedrohung empfunden, als Brückenkopf, dem eine Invasion der Erde folgen würde. Phoebeans lieben Kälte und explodieren, wenn sie Hitze ausgesetzt werden.
Hobbes findet heraus, dass der von Fulton entwickelte Zylinder als Raumfahrzeug produziert worden war. Hobbes war dazu ausersehen, Fultons Werk zu vollenden und eventuelle Konstruktionsfehler zu beseitigen. Der Zylinder soll zum Mars fliegen und die Besatzung plant in einem Kamikaze-Einsatz das Nest der Phoebeans zerstören. Hobbes bekommt es am Schluss der Geschichte mit, als er aufgefordert wird, neben Admiral Collingwood und Caroline Herschel als drittes Besatzungsmitglied mit an Bord zu gehen.
Die Energie für den Start wird von mit Elektroshocks domestizierten Phoebeans erzeugt, die unter dem Zylinder Hitze ausgesetzt werden. Hobbes läßt seine Angebetete zurück, die nicht ahnt, dass ihm der Heimflug verwehrt ist.
Die Story ist stark, das Umfeld und die Handlung darin packend beschrieben, Liebe, in dürren Worten angedeutet. Plausibel, da die rasante Handlung dieses Krieges, sowie die Aufgabe, England und den Rest der Welt zu retten, jede Emotion überlagern musste.