Fantasy & Science Fiction, December 2006
Dary Gregorys ‘Damascus’, diese Geschichte beeindruckte mich. Paula, ehemalige Krankenschwester, frisch geschieden, wird mit epileptischen Anfällen ins Krankenhaus eingeliefert. Paula sieht Jesus, spürt, wie er ihre Hand hält, als sie in das Krankenzimmer geschoben wird.
Rückblende: Paulas Mann reicht die Scheidung ein. Paula verbrennt dessen CDs hinter dem Haus und verbündet sich mit den Frauen in dem gelben Gebäude von gegenüber. Sie scheinen verlassen wie Paula selbst. Paula wird zum Abendessen eingeladen, nicht wissend, dass eine der Frauen, die kurz vorher in dem gelben Haus gestorben ist, in den Schüsseln mariniert ist, die auf dem Tisch stehen. Paula steckt sich an. Eine Art Mad Cow’s Disease, die infizierte Frauen Jesus, Dämonen und ähnliche imaginäre Gestalten sehen lassen, die ihnen suggerieren, auf Mission zu gehen und andere Frauen für ihre Religion zu gewinnen. Mit anderen Worten, sie zum Essen einzuladen.
Die Krankheit verbreitet sich heimlich, leise, tückisch und exponentiell. Am Ende, und im Krankenhaus, wird Paula klar, dass sie Millionen von Menschen auf dem Gewissen hat.
Nun zu einer anderen Story. Robert Reed ist jemand, der aus alltäglichen Erlebnissen eine SF-Story produzieren kann. Er ist Vielschreiber. Fast jeden Monat taucht sein Name in einem SF-Magazin auf. Letzten Monat muss er sich einem amerikanischen Supermarkt umgesehen haben. OTC, over the counter Medizin. Das sind Pillen, die es ohne Rezept gibt, die über die Ladentheke geschoben werden. Nun, man kann sie aus dem Regal ziehen. Ich war da, weiß es aus Erfahrung, hatte mir Ibuprofen-Tabletten gezogen. Hier in der Geschichte geht es um das Zeug, von dem viele meinen, sich damit ihr Leben verlängern zu können. Zink, Vitamine, Glutamin, Kräuter und ähnliches. Vor allem Antioxydante, welche diese zellzerstörenden Elemente im Körper eliminieren. Das Wort steht so nicht im Duden, aber wir wissen, was damit gemeint ist, oder nicht? Tabletten, die Gesundheitsfreaks wie Ray Kurzweil jeden Tag in sich hinein schütten. Kurzweil, amerikanischer Erfinder und Futurologe (googelt nach seinem Namen), will sein Leben so lange erhalten, bis die Technik es gestattet, das Bewusstsein eines Menschen in einen Computer zu laden. Mit entsprechenden Backups wäre damit die Unsterblichkeit garantiert. Oder? Das wird Realität, meint Kurzweil. Nun, das was Reed schreibt, ist Fiktion. Der Protag seiner Story ‘Pills forever’ nimmt wie Kurzweil seine Tabletten ein, doch füttert er auch seine Katze damit, die umgerechnet auf ihr Katzenleben dreihundert Jahre älter wird als er und zum Schluss wahnsinnig wird, weil Prionen ihr Gehirn heimsuchen. Prionen, sind virusähnliche leblose Teilchen aus DNA, die auch Mad Cow’s Disease hervorrufen, wenn sie Gehirnzellen attackieren. Gegen Prionen können auch Oxydante nichts ausrichten. Und der Protag bittet seine neue Flamme ihn so zu behandeln wie er mit seiner wahnsinnigen Katze umgeht. Er sperrt sie in einen Käfig und füttert sie durch die Gitterstäbe.