Für eine Stadt, die es nicht gab, war Arkham recht kompakt. Schneider sah, dass die Straße in einen Marktplatz überging. Der Abend wurde Nacht. Der Mond kam hinter Häusern hervor. Unter dem trüben Schein einer Straßenlaterne gingen einige Passanten langsamen Schrittes an ein Monument heran, verneigten sich vor ihm. Schneider erkannte nicht, was sich auf dem Sockel befand. Es sah nicht wie ein Mensch aus.
FBI Detective Homestick fuhr auf die andere Seite des Platzes, vorbei an schwach beleuchteten Schaufenstern und hielt vor einem Hotel an. Das Gebäude sah mehr als schäbig aus. Als Homestick die klobige Tür öffnete, eilte der Wirt herbei.
„Haben Sie drei Zimmer frei?“, fragte Homestick. „Sicher doch,“ meinte der Wirt. „Es kommt ja sonst niemand.“
Am nächsten Morgen. Udo klopfte an Schneiders Zimmertür, hörte eine muffelige Stimme. Schneider öffnete die Tür, band sich eine Krawatte um, langte nach der Jacke. Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinab. Die Sonne schickte Strahlen in den Schankraum, in dem ein Buffet aufgebaut war. Freds Mutter sass an einem Tisch vor dem Fenster
„Setzen wir uns zu der Frau“, meinte Udo und steuerte auf den Tisch am Fenster zu.
„Gestatten Sie?“ Sie setzten sich. „Guten Morgen. Kommissar Schneider und Inspektor Schmitz. Und Sie sind?
Die Frau sah auf. „Leonardi. Marga Leonardi.“
„Wir sind ebenso wie Sie daran interessiert zu wissen, wo Ihr Sohn abgeblieben ist. Das FBI hat um unsere Unterstützung gebeten. Wissen Sie das Datum noch, als Sie hörten, dass Ihr Sohn die Universität verlassen hat?“
„Letzten Donnerstag.“
„Und die Uhrzeit?“
„Gegen 16:00 Uhr.“
Schneider erhob sich. „Wir werden nach dem Frühstück den Universitätsdirektor aufsuchen und Sie unterrichten, wenn wir mehr wissen.“
Schneider und Udo gingen ans Buffet,setzten sich an einen anderen Tisch, aßen und verließen das Hotel. Hinter einem Taxistand auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes sahen sie eine Polizeiwache. Daneben, wussten sie von Homestick, waren das FBI-Büro und eine Wohnung.
Sie kamen an dem Monument vorbei. Schneider fühlte sich bestätigt. Es war kein Mensch, eher ein gewaltiger Polyp mit blauen, unter dem Licht der Sonne schimmernden Augen, die ebenfalls an den Enden der über dem Sockel liegenden Fangarme zu sehen waren.
Hieroglyphenartige Zeichen bedeckten die Vorderseite des Sockels.
„Keine Ahnung, was das heißt“, murmelte Schneider. Eine Frau näherte sich dem Sockel, verbeugte sich vor ihm und ging weiter. „Entschuldigen Sie. Können Sie uns sagen, was auf dem Sockel steht?“
„Können Sie nicht lesen?“ Die Frau drehte sich zu ihnen und schüttelte den Kopf. „Cthulhu.“ Sie entfernte sich. Sie überquerten sie Strasse und gingen zum Taxistand. Ein Wagen stand dort wie verloren.
„Cthulhu....“, sann Udo. „Das ist doch der, über den Lovecraft geschrieben hat.“ Udo sah sich die Gestalt genauer an. „In dessen Geschichten waren die Figuren ständig von Angst getrieben. Ich verstehe das nicht. Mir ist Angst völlig fremd. Liegt vermutlich daran, dass ich Schach spiele oder zu viele Alienfilme gesehen habe.“
Schneider bemerkte, wie Cthulhus Augen sich für den Bruchteil einer Sekunde ins rötliche verfärbten. ´Einbildung, oder war die Sonne´, dachte e, setzte sich neben den Fahrer. Der sah, so fand Schneider, eigenartig aus. Irgend etwas stimmte mit seinem Gesicht nicht. Er trug eine Sonnenbrille. Weiche Lippen. Vorgestülpter Mund. Ungewöhnlich.
„Die Miskatonc Universität liegt am Hafen.“ Der Fahrer fuhr zum Meer hinab. Auf der anderen Straßenseite keuchten Lastwagen hoch.
Unten am Hafen sahen sie Fischkutter, aus deren Luken mit Fischen gefüllte Behältnisse gehievt und auf Fahrzeuge verteilt wurden.
„Fische“. Der Fahrer zeigte auf die Laster. „Sie fahren zur Fabrik.“
„Fabrik?“, fragte Udo. „Die liegt in Dunwich, einige Meilen entfernt. Dort werden die Tiere verarbeitet, und nach draußen gefahren.“
„Draußen?“. „Ja, draußen.“ Der Fahrer zeigte gelbe Zähne. „Wir sind drinnen.“ Er fuhr eine Auffahrt hoch.
„Hier sind wir“, nuschelte er. „Modernisiert. Sah früher anders aus.“ Schneider zahlte. Sie stiegen aus und betraten das Gebäude.
Dort empfing sie Professor Sorrento, blickte sie aus hervorstehenden Augen an und hielt ihnen eine schuppige Hand entgegen.