Über einen Jungbrunnen wurde in ferner Vergangenheit schon oft phantasiert. Jetzt geht es wieder los, in Silicon Valley. Die Businessweek widmete eine Ausgabe der Longevity, also der Langlebigkeit. Bei einigen von uns macht sie sich bemerkbar, bei anderen nicht. Doch es tut sich was. „Aging is changing“. Ein Artikel berichtet darüber, dass ein Journalist vom Stanford Center on Longevity beauftragt wurde, die Forschung des Alterszentrums in einem Artikel zu komprimieren. Die Forschung des Zentrums konzentriert sich darauf wie das Leben der Menschen sich ändern würde, könnten Menschen ein Normalalter von einhundert Jahren oder mehr erreichten.
Das Thema konentrierte sich dann auf Kinder im Kindergartenalter, die, wenn alles glatt läuft, 100 Jahre alt werden würden. Nun hat Covid für einen Zeitraum die normale Lebenszeit in den USA von 79 auf 77.5 reduziert. Doch ist das nur vorübergehend. Rechenmodelle suggerieren, dass sie in diesem Jahrhundert dreistellig werden wird.
Organisationen, die sich auf Langlebigkeit fokussieren gibt es genug. Eine davon hat „Say forever“ als Motto gewählt und ihre Mitglieder nennen sich Immortalisten, die Unsterblichen. Sie sind der Ansicht, dass jeder ein längeres Leben anstreben sollte. Sie tragen Schilder wie „Tod ist nicht akzeptabel“, „Tod ist langweilig“, „Bleibe am Leben“. Es gibt genügend Personen in der Bay Area, Silicon Valley also, die versuchen herauszufinden, wie man menschliches Leben verlängern kann.
Sam Altman, Jeff Bezos, Larry Ellison, Larry Page und andere haben Millionen von Dollars in Lebensverlängerungsvorhaben investiert. Plausibel; denn sie haben die Ressourcen und wollen an ihren Projekten so lange arbeiten wie irgend möglich. Ethereum Cogründer Vitalik Buterin gehört ebenfalls zu den Spendern und bringt Sätze wie „Aging is a humanitarian disaster that kills as many people as WW2 every two years.“
Erst einmal sind Hunde dran. Grosse, wie dänische Doggen, die eine relativ kurze Lebensspanne haben. So um 6 bis 9 Jahre. Wenn zu entwickelnde Medikamente schnellere Ergebnisse zeigen, dann liegt es an diesen Hunden. Biotechniker rechnen damit, dass die US-Gesundheitsbehörde in der nächsten Dekade mit Testergebnissen konfrontiert werden kann, und angenommen wird, dass einige positiv ausfallen, um für Hunde Medikamente produzieren zu können. Das wäre ein Anfang.
Unter „Aging is Changing“ wird beschrieben, dass gesellschaftliche Strukturen, in denen wir leben, unzureichend sind, wenn die Zukunft uns mit einem längeren Leben ausstattet. Spürt man jetzt schon. Mit 65 Jahren in Rente, fast in Stein gemeisselt. Es gibt noch kein Projekt, in dem ausprobiert wird, wenn man nach Gesundheit, Lebensplanung getrennt, verschiedene Entscheidungsoptionen besitzt, wann man in Rente gehen wird.
Das Innere von Mäusen entscheidet sich nicht großartig von unserem. Das Äußere schon, wie wir sehen. Daher wird viel mit alten Mäusen experimentiert. Seit den 20ern des letzten Jahrhunderts wurde mit dem Testen von Mäusen begonnen, was Altern angeht. Zuerst waren Tests beschreibend, dann, um 1935 bemerkten Forscher, dass Mäuse 33 % länger lebten, wenn man ihnen kalorienarme Nahrung gab. Die erste Demonstration, das Altern verlangsamt werden konnte. 2002 wurde ein Projekt gestartet, als Interventions Testing Program (ITP). Diese Studie, gesponsert vom National Institute of Aging läuft in drei Labors, Maine´s Jackson Lab, University of Michigan und University of Texas Health Science Center in San Antonio. Der getestete Maustyp wird HET3 genannt. Es ist so, als testete man nur ein Tier. Alle HET3-Mäuse haben die gleichen Gosseltern, besitzen die Hälfte ihrer Gene, aber die Varibialität der anderen lassen sie als Gruppe erscheinen, die man mit Menschen vergleichen kann.
Der nächste Beitrag lässt mich an Dr. Who denken. Wissenschaftler in der Dr. Who Welt, sind ja eine Stufe weiter. Doch die Biotecfirmen nähern sich und schließen zu ihr auf. Es gibt Unternehmen wie Retro Biosciences, die mit Hilfe Sam Altmans, der 180 Millonen $ investierte, über mehrere Labors verfügt, in denen versucht wird, eine Zellverjüngung mit Hilfe von Viren zu betreiben, um Menschen noch zehn weitere gesunde Jahre zu schenken. Es kann auch schief gehen, denn die zur Zellverjüngung benötigten Viren können im schlimmsten Fall Krebs erzeugen.so wird daran gearbeitet, die Viren durch harmlosere Komponenten zu ersetzen.
Follistatin. Schon mal was davon gehört? Ich auch nicht. Ich google. Das Protein vermehrt Muskelmasse, bekämpft Fett und erhöht Fertilität. Google Ergebnis. Kosten 20 – 120 $. Oder: Man fliegt nach Honduras, und begibt sich auf eine vorgelagerte Insel, auf der man sich einer Kur unterziehen kann. Während die US-Gesundheitsbehörde Testergebnisse sehen will, hat Follistatin seine Gläubigen gefunden, die an das Protein glauben und es auf der Insel gespritzt zu bekommen, ohne dass irgendeine Behörde einschreitet. Das macht das Unternehmen Minicircle auf seiner Niederlassung in Honduras. Finanziert wird es von Peter Thiel und Sam Altman. Gut, dass wir ein paar Milliardäre haben.
Ich mit 84 Jahren müsste jetzt auch langsam anfangen mich um meine alternde Haut zu kümmern. Doch neuerdings machen sich schon Teenager Sorgen und bitten ihre Eltern um Hautpflegemittel mit Hyaluronic Säure. Pseudohautexperten motzen ihre Sätze mit wissenschaftlichen Begriffen wie „Peptiden“, „glykolischer Säure“ und „transepidermal Feuchtigkeitsverlust“ auf. Man kann mit dem Zeug richtig Geld machen. Mann braucht dazu nur einen Herd, einen großen Topf, die entsprechenden Ingredienzien und eine Nachbarin, an der man das Zeug ausprobieren kann.
Ich sehe einen Artikel über Menopause. Den lasse ich mal weg. Mit Eierstöcken habe ich auch keine Probleme und Parkinson´s werde ich wohl auch nicht mehr bekommen. Doch ist das eine Krankheit, die wie Alzheimer ganz oben auf der Liste von Alterserscheinungen steht, die zu kurieren noch nicht gelungen ist.
Meine Neuronen gehen bei meinem Alter auf natürliche Weise den Bach runter, doch bei den vorgenannten Gebrechen geht es schneller. In diesem Artikel geht es um Parkinson´s. Auch hier gibt es in den USA von Privatpersonen finanzierte Anstrengungen herauszufinden, was bei Parkinson im menschlichen Körper falsch gelaufen ist und wie man eine neurodegenerative Krankheit wie die erwähnte kurieren kann. In der Initiative Alligning Science Across Parkinson´s (ASAP) werden Untersuchungen, Tests durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der Michael J. Fox Foundation for Parkinson´s Research werden die Anstrengungen vor allem von Sergey Brin, einem der Google Gründer, mit 1.3 Milliarden $ finanziert. Grund: Brins Mutter hatte Parkinson´s und in ihm schlummert das Parkinson Gen LLRK2
1817 wurde zum ersten Mal die Krankheit von dem britischen Chirurgen James Parkinson beschrieben. 1960 fand man heraus, dass der Neurotransmitter Dopamin die Symptome linderte. Doch der Neuronenabgang blieb gleich. Inzwischen entstand in den USA ein Netz von Forschern, die an dem Problem arbeiten.
Cryogenisch nach dem Tod erhaltener Körper. Und das nur für 200.000 $. Geschenkt. Der Körper läge dann bei der Alcor Life Extension Foundation. Alles weitere erklärt sich aus der folgenden Minutennovelle.
Die Wolldecke
Der Mann war sehr alt, als er mit seiner Frau bei Alcor in Scottsdale, Arizona eintraf. Sie hatten eine Reisetasche mit. Es sollte in die Zukunft gehen. Die Formalitäten waren erledigt. War die Wissenschaft so weit, dass sie Individuen verjüngen konnte, sollte das Paar aufgeweckt werden.
Er friert so leicht, dachte die Frau, als sie sah, wie ihr Mann eingeschläfert und in den Behälter mit dem Helium gelegt wurde. Zu Hause hatte sie ihm eine Wolldecke auf die Beine gelegt. Als die Techniker weg sahen, öffnete sie Reisetasche und Heliumbehälter. Sie holte eine Wolldecke hervor, legte sie über die Beine ihres Mannes und klappte den Deckel sachte zu.
“Sie haben dreihundert Jahre überdauert, gnädige Frau. Wir können Sie verjüngen. Kommen Sie”, strahlte der Mann im weißen Kittel, zog sie aus dem Heliumsarg und ging mit ihr zu dem anderen Behälter. “Sie wollen doch sicher dabei sein, wenn wir Ihren Mann aufwecken. Öffnen Sie bitte.”
Gleich konnte sie ihren geliebten Mann in ihre Arme schließen. Nach dreihundert Jahren, und sie riss den Deckel hoch. Der Schrei blieb ihr im Hals stecken. Der Mann im weißen Kittel zog eine Wolldecke aus der glibberigen Masse.
“Ein Grad wärmer, und der Körper löst sich auf”, meinte er bedauernd. “Doch die Wolldecke ist noch gut erhalten.”