Kurztrip nach Hamburg
Mittwoch, 14.10.2009
Ich hänge auf dem Flughafen von Bologna herum und warte auf meinen Flug nach Köln. Danach soll es im Zug nach Hamburg weiter gehen. Mit Müh und Not hatte ich meinen Wrangler rückwärts einparken können, nach dem ich auf dem Platz hin und her, vor und zurück gefahren war, auf der Suche nach einer freien Stelle. Ein Nachbarwagen stand schräg und ich musste mich wie der Changeling aus Deep Space Nine aus meinem Wagen quälen.
Morgen besuche ich meine Mutter, kaufe Burlington Socken und am Freitag geht es wieder zurück. German Wings ist teurer geworden. Und sie nehmen noch dazu jeweils sechs Euro für eine Platzreservierung und pro aufgegebenes Gepäck. Es lohnt sich vielleicht wieder, nur zu fliegen, mit welcher Gesellschaft auch immer. Oder im Auto zu fahren. Mit meinem Opel Omega Jahrgang 1987 traue ich mich nicht mehr über die ganze Strecke. Vielleicht gibts im nächsten Jahr einen Insignia. Der Audi gefällt mir besser, nur Opels Service ist optimal. Sie fahren mich nach Haus, wenn ich dort meinen Wagen abgebe.
Jetzt sitze ich einem dieser Metallstühle auf dem Bahnsteig Köln/Bonn Airport, warte auf die nächste S-Bahn und friere mir den Arsch ab, obwohl es erst Oktober ist. Neben mir sitzt eine spiddelige junge Frau, deren Hose auf ihrem Hintern Falten wirft. Ich bin einfach SL-verwöhnt, lol.
So um ein Uhr Nachts kam ich im Hotel an. Zwölf Stunden unterwegs. Da hätte ich doch gleich nach Brasilien fahren können.
Am nächsten Tag fand ich auf der Hochbahnstation die Anzeige. „Wir feiern mit Lee Curtis seinen siebzigsten Geburtstag.“
Curtis war der der erste Sänger, den ich im Star Club gesehen hatte. Er fing immer mit „Extasy“ an. Er ist eine Legende. Unser Sänger, Wolf Rimmler, machte es ihm nach. „Extasy“ war auch unser erster Song.
Star Club, das goldene Rockzeitalter, wo wir stundenlang twisteten, wo Ali der Geschäftsführer mit Boxernase sich von der Bühne auf einen Unruhestifter auf der Tanzfläche hechtete und wir um die Blutlache herumtanzten. Wo die Nutten in fünf Wochen zehn Jahre älter aussahen. Wir dem Kellner 50 Pfennige in die Hand drückten, um vor dem Nebeneingang stehen zu können, ohne etwas trinken zu müssen. Wo Johnny Kidd seinen Degen in die Bühne rammte, Screaming Lord Such das Riesenherz aus einem Kadaver zog, die Beatles „Taste of Honey“ sangen, die Searchers „Don´t throw your Love away“, Jimy Hendrix mit der Zunge Gitarre spielte, Chubby Checker rief: „Is it a bird, is it a plane, no it is a twister“, „Theresa Brewer klagte „I´m lonely, so lonely“, Jerry Lee Lewis mit seinem Fuss die Klaviertasten entlang fuhr, Little Richard auf dem Klavier tanzte, sein Hemd zerriss und in die kreischende Menge warf. Also da war auch Lee Curtis zuhause. Sein siebzigster Geburtstag wird im Downtown-BluesClub Ende Oktober im Landhaus Walter Stadtpark Hamburg gefeiert. Rocker never die, they ohne fade away.
Freitag, 16.10.2009
So, bin schon wieder auf dem Heimweg und sitze bei einer Brezel und einer Tasse Kaffee (4.80 Euro) auf dem Flughafen Köln/Bonn. Meinen Slalom um die Rollstuhl- und Gehwagengeschwader habe ich absolviert. Im Frühjahr werde ich meine dreiundneunzigjährige Mutter wieder besuchen.
Es wurde lustig im IC von Hamburg nach Köln, als auf dem Bahnhof Münster aus unserem Wagen Nummer 6 der Wagen Nummer 7 wurde, dann eine Gruppe Reisende einfiel und unsere reservierten Sitze requirieren wollte. Eine Frau rief: „Die Bahn hat einen Fehler gemacht. Ich habe gesehen wie die Wagenummernschilder ausgetauscht wurden. Dies war vorher der Wagen Sechs und jetzt ist er Nummer Sieben. Wir bleiben hier sitzen.“ Jawoll, und das taten wir auch. Das war sicher eine Lehrerin. Wie ihr das Wort „Fehler“ so glatt über die Lippen ging. – Der Zugbegleiter, der zuvor auf unsere Sitze zeigte und sagte, die sind alle frei, er lief rot an und bugsierte die Neuankömmlinge in die erste Klasse.
Witzig war es auch mit der Uhr. Meine Mutter wollte eine neue Uhr. Die alte, sagte sie, ging nicht mehr. „Was für eine?“, fragte ich. „Ein Wecker.“
Da ich ohnehin auf Einkaufstour war, suchte ich in der Innenstadt nach einem Wecker und ging zu Wempe. „Haben Sie einen preiswerten Wecker?“
„Was verstehen Sie under preiswert?“, fragte die Dame. „So um die dreißig.“
Die Frau zog die Augenbraue hoch. „Haben wir nicht.“
Zu guter letzt fand ich einen Wecker im Kaufhof, einen Funkwecker. Mit zwanzig Euro war er ausgezeichnet. Ich bekam ihn für zehn, kaufte dafür noch Batterien, und führte ihn meiner Mutter vor.
„Also, die Batterie ist drinnen. Jetzt bewegen sich ganz schnell die Zeiger bis sie beide auf zwölf stehen. Danach stellt sich die Uhrzeit von selbst ein. Nur blieben die Zeiger auf drei Uhr stehen und rührten sich nicht mehr.
„Das ist ja komisch“, meinte meine Mutter. „Der tut nix.“
Sie hatte recht, er tat nix.
„Ich nehme die Batterie raus und setze sie nochmal ein.“
„Jetzt bewegen sie sich wieder“, sagte meine Mutter. „Auf die zwölf zu“, hoffte ich.
„Der bleibt jetzt auf der sieben stehen. Der tut wieder nix“, beobachtete meine Mutter. In der Tat, er war wieder stehen geblieben.
„Hum“, meinte ich. Es war abend und die Geschäfte hatten zu. Aber dann, deswegen war der Preis wohl so günstig, lol.
Wenn ich zu Hause bin, werde ich meine Mutter anrufen und ihr sagen, dass ich gut angekommen bin. Soll ich mich nach dem Wecker erkundigen? Nein. Sie wird es mir von selbst sagen.
Zu Hause angekommen und angerufen. Sie sagte nichts und ich sagte mir: „Keine schlafende Hunde wecken.“
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