Mayssa oder eine kurze Telenovela
Mayssa aus Paulo Afonso in Bahia, Brasilien, so um die 25 Jahre alt. Ich lernte sie im brasilianischen Chat-Room von UOL kennen. ‘Oi, tudo bem?’ ‘Tudo, vocé tc de onde?’ ‘Que idade’?
Da wird es mulmig. 66, bin pensioniert, verheiratet und bin hier um portugiesisch zu ueben. Die meisten jungen Frauen springen dann ab, Mayssa blieb. Dann wollte sie mich heiraten. Ging nicht, bin ich doch schon. Verheiratet. Dann wollte sie zu mir ziehen. Geht auch nicht. Das Haus gehört meiner Frau.
Wir stiegen um auf MSN, chatteten weiter und schalteten unsere Webcams ein. Mayssa sieht gut aus. Kurze Haare, gelbes T-Shirt mit der brasilianischen Flagge auf der strammen Brust und ein süßes Lächeln. Sie saß im Cyber-Café und bat mich dann um Rat, während die Emoticons in Form von Küssen, Blumen, Sternen und Herzen zwischen uns hin und her flogen. Sie habe einen Italiener kennen gelernt, der sie heiraten wollte. Sollte sie zu ihm hin fahren. Ich sagte ja, mach das. – Den Tag darauf war es ein Franzose. Ende April wollte er sie vom Flughafen abholen, solle sie dahin fliegen? Ich sagte ja, mach das.
Abends war Mayssa mit einem kleinen Kind zu sehen. ‘Sie ist blond, ist meine Nichte’. Nach zehn Minuten war die Kleine Mayssas Tochter. Dann tauchte ein kleiner dunkelhaariger Junge auf. ‘Er hat dunkelbraune Haare, ist mein Neffe’. Ich fragte nicht weiter. Mayssa fing an zu weinen. ‘Der Franzose ist wütend auf mich.’ ‘Warum’, fragte ich. ‘Weiß ich nicht. Er will mich erst Ende Oktober vom Flughafen abholen.’ Schon ist ein Tag vergangen, ohne dass ich Mayssa gesehen habe. Sie fehlt mir.
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