Minutennovelle: Fanzine

 

„Testen, testen“, murmelte Eduard in sein Bier. Das antwortete nicht.

„Jo“, meinte Rich. „Und wir lassen KI s programmieren.“

Zwei Barhocker weiter fand sich ein älterer Herr ein, bestellte ein Bier und wandte sich ihnen zu. „Aha, hier wird die Zukunft schon heute gemacht.“

Eduard sah hoch. „Gegenwart und Zukunft vermischen sich und ich verliere den Überblick.“ Er deutete auf Rich. „Wir besuchen Kurse. Aber die sind Vergangenheit.“

Rich lachte. „Nur unsere Bosse wissen es noch nicht.“

„Ich heisse Willi“, meinte der Ältere. „Bin in Hamburg um ein paar Freunde zu besuchen.“ Willi führte eine Aktentasche mit sich und zog ein kleines Magazin heraus. „Ein Fanzine.“

Elsa beugte sich über Theke: „Fanzine, was ist das?“

„Fan Magazin“, erklärte Willi. „Ein Stück Geschichte des Science Fiction Fandoms in Deutschland. Hatte ich vor sechzig Jahren mit zwei anderen Fans hergestellt. Ich wollte es Hamburger Fans geben, die ich kenne. Nur die wollen nicht.“

„Warum?“, fragte Eduard?“

„Vor Jahren verteilte ich meine doppelten Ausgaben. Jetzt sind die Empfänger tot. Das sprach sich herum.“

„Darf ich mal sehen?“ Elsa ergriff das Magazin und blätterte herum. „Schreibmaschine auf Schablone. Kurzgeschichten und Artikel. Richtig?“

Nur eines ihrer Augen leuchtete noch rot, dann wurde es dunkel und Elsa krachte mit schepperndem Geräusch auf den Boden.

Der Mann vom Checkout lief herbei und sagte: „Zum Glück haben wir noch eine andere.“ Dann beugte er sich zu Elsa hinab, zog ein Taschentuch aus seiner Hose, ergriff das Fanzine damit und legte es vor Willi auf den Tresen. „Besser Sie stecken es wieder weg.“

„Wie alt waren die Männer denn, denen Sie ihre doppelten Ausgaben vermacht haben?“, fragte Rich.

„Einer war 83 Jahre alt, der andere 77.“

„Und Elsa hat einen Kurzschluss.“ Eduard hielt das Glas hoch. „Bei wem bestellen wir das nächste Bier?“