Minutennovelle: An der Alster

Eduard saß im Frühstücksraum des Hotels. Rich sah, wie er sich die Wurst aufs Brötchen legte und setzte sich zu ihm.

"Mit den Zugverbindungen wird es immer schlimmer", meinte er, stand auf und machte sich auf den Weg zum Frühstücksbuffet. Eduard hielt ihm sein Handy hin, als Rich sich zu ihm setzte.

"Kurs ist ausgefallen." Rich sah auf die Meldung. "Und nun?"

"Die Firma weiss es nicht, merkt es erst, wenn die Kursgebühr zurückgeschickt wird, und ich habe ohnehin noch Urlaub."

"Dann bleibe ich auch. Und was machen wir?"

"Ich bin mit dem Wagen hier, frage Elsa ob sie Zeit hat und zum Angeln mitkommt."

Rich sah zum Fenster raus. Hitze brütete über Hamburg, die Luft war stickig. Jetzt schon, dachte er. "Wir nehmen uns ein paar Bier mit."

Eduard wusste wo Elsa stand. "Hast du Zeit?". Sie lächelte. "Wofür?""Kurs ist ausgefallen", Rich und ich wollen an die Alster und angeln, kommst du mit?"

"Sicher", meinte sie. "Besser als den ganzen Tag an der Steckdose zu stehen." Elsa dreht sich um. "Wir können. Elsa 2 ist informiert."

Die drei fuhren in Eduards Wagen. Erst zum Angelshop, dann zur Alster. Elsa schepperte, wenn der Wagen über Schlaglöcher fuhr. Sie stiegen aus. Elsa trug Angeln, Gerät, Hocker und Bier und sah bombig aus. Fand Eduard.

Sie machten es sich am Ufer bequem. Rich hatte sich auf seinen Hocker gesetzt, etwas entfernt und las in einem Buch.

"Überholt" meinte er. "Hier schreiben sie, wie humanoide Roboter mit Künstlicher Intelligenz versehen werden könnten. Und wir haben Elsa an unserer Seite. Sie schreiben der Entwicklung hinterher."

Äste hingen ausgetrocknet über dem Wasser. Mücken schwirrten.

´Ist das heiss, was für ein Scheiss´, dachte Eduard.

"Hey, Dichterfürst. Wirf die Angel dorthin aus. Da schwimmt einer!" Elsa hatte ihre Sicht auf Ultraschall gestellt und pingte das Wasser ab.

Eine Brasse. Eduard setzte sie zurück, und: Wieso Dichterfürst? Ich habe das doch nur gedacht?"

Elsa stand auf. "Ich bin schon halb leer, muss zurück."

Als sie im Wagen sassen. Elsa ist ein Kumpeltyp. Dann dachte Eduard an seine Frau, die sicher vor dem Fernseher sass, sich eine Salzstange nach der anderen in den Mund schob und das zehnte Paar Wintersocken für ihn strickte.

"War schön, wir sehen uns heute abend an der Bar." Rich verschwand im Fahrstuhl.

"Und wir auch." Eduard lächelte Elsa zu und machte sich auch davon. Elsa lud sich auf.