Minutennovelle: Leer

 „Da sitzen wir nun wieder.“ Eduard begrüsste Rich, der sein Hemd gerade zog und sich zu ihm setzte. „Angelina Mango, hat in San Remo den ersten gemacht. Kennst du die?“

„Nö, nie gehört. Und wo liegt San Remo?“

„Helene Fischer, die kennt er“, lachte Elsa, putzte Gläser hinter der Theke.

„Habe gerade eingecheckt“, meinte Rich und bestellte ein Bier. „Der Zug hatte Verspätung.“

„Ist ja nett, dass wir hier so zusammensitzen können“, Eduard blickte um sich, um nicht ständig nach Elsa über die Theke zu schielen, „aber lohnt sich das mit den Kursen noch? - Ich habe gelesen, dass ein paar ChatGPT Module entwickelt werden, die Bürogeräte bedienen können. Bildschirmeingaben, Drucker anwerfen, Webseiten bearbeiten usw.“

„Klappernde Keyboardtasten. Da könnte man eine Geschichte draus machen. Doch wozu brauchen wir dann noch Tastaturen.“

„Und Bildschirme fallen später weg. Ich glaube, ich lege mich besser hin.“ Eduard nahm den letzten Schluck. „Elsa, geht auf Zimmer..., du kennst ja die Nummer.“

„Was ist denn da draussen los?“ Rich blickte zum Fenster hin.“ Blaulicht, Sirenen, Rufe.

„Elsa, weisst du etwas näheres?

„Da ist ein Kino. Und sie hatten eine Spätvorstellung. Aber die muss schon aufgehört haben.“

Ein Mann kam durch die Eingangstür. „Ein Bier bitte.“ Ein Mann der Feuerwehr. Rote Kluft, rot im Gesicht. „Das brauche ich erst einmal.“

„Was ist passiert?“ - „Die Polizei rief uns. Sie hatte einen Anruf bekommen. Von einer Frau, die vor dem Kino auf ihren Mann wartete. Der kam nicht. Auch sonst niemand. Das Kino war geöffnet, doch war das Personal verschwunden. - Wir sind angerückt. Das Kino war leer.“

„Ich muss gehen.“ Der Mann ließ sein Glas auf der Theke und lief hinaus.

„Wie hiess denn der Film?“, rief Eduard ihm nach. „Soylent Green.“

„Ah,“ Eduard wandte sich wieder seinem Bier zu. „Mit Charlton Heston.“ Eduard lächelte zu Elsa hinüber. „War mein Jugendheld.“