Coversong Roads

venerdì, maggio 29, 2020

Der Spiegel v. 23.5.2020




Titel-Story: Machtkampf in der AfD, der rechtsgerichteten Opposition. Ich habe die Geschichte gelesen. Der Vorgang lässt mich kalt. Selbst wenn sie die deutsche Regierung bilden würden, wäre es mir immer noch egal. Europa fällt ohnehin durchs Rost, und ich lerne weiter Chinesisch :-). Mein Ziel: Alterspräsident auf einer chinesischen Urlaubsinsel. 

„Jung, motiviert, abgehängt.“ Die Jugend von heute. Die Corona-Krise hat ihr den Teppich unter den Füßen weggezogen. Sie besitzt schlechte Karten im Vergleich zu den Baby-Boomern. Mehr denn je sollte sie STEM-Fächer studieren (Science, Technology, Engineering und Math). Und Fremdsprachen natürlich (Englisch, Spanisch, Chinesisch). Damit bekommen junge Leute einen Job.

Ein Projekt, an dem deutsche Regierungen herumgemurkst haben, ohne zu einem schlüssigen Ergebnis zu kommen, ist die Rückhol-Aktion eingelagerten Atom-Mülls. Man hat sich entschieden, ihn nicht im ehemaligen Bergwerk Asse zu lassen, sondern über einen noch zu erstellenden Rückhol-Schacht auf die Erdoberfläche zu befördern und dann in ein Lager zu bringen, dessen Standort noch nicht feststeht. 2033 sollte es soweit sein. Die Bergung des Mülls war 2010 beschlossen worden. Ein Rückhol-Schacht ist noch nicht gebaut. Er soll um die 700 Millionen Euro kosten.

Mann aus dem afrikanischen Staat Ghana, mit internationaler Erziehung (Cuba, England, Deutschland), der jedes Jahr zu Besuch in seine Heimat reist, versucht für eine Müllverbrennungsanlage zu werben, die Straßen in den Städten dort vom Abfall befreien würde. Ghana selbst ist zu arm, um eine Anlage zu kaufen und aufbauen zu lassen. Wäre doch etwas für Chinesen. In zwei Monaten stünde ihre Anlage. Hätte auch Sinn gemacht, würde sich deutsche Entwicklungshilfe mit Projekten dieser Art beschäftigen.

Unter „Notruf Wolfsburg“ wird geschildert, dass die Notrufanlage, die aufgrund der Bestimmungen der Europäischen Union in jeden Neuwagen eingebaut werden muss, in dem neuen Golf 8 nicht zuverlässig funktioniert. Solange die nicht funzt, kein Verkauf.
Ohnehin haben sich die Hersteller von E-Fahrzeugen mit der Digitalisierung ein Ei auf die Schiene gelegt. Tesla hat einen beachtenswerten Digitalisierungs-Vorsprung, der von den E-Fahrzeug-Konkurrenten nur schwer eingeholt werden kann.

Konzepte, die Wirtschaft (Volks- keine Gastwirtschaft, lol) umzubauen, damit haben sich Leute beschäftigt. Logisch, ist Konsequenz des Auseinander-Driftens der Wohlstands-Schere. Arme bleiben arm, Reiche werden reicher. Zwei Leute, die sich über den Umbau Gedanken gemacht haben, sind die Autorin Maja Göpel und der Politologe Christian Felber.

Ich lasse es mal dabei; denn Gedanken und Bücher sind o.K. Nur werden sie nicht in die Praxis umgesetzt. Der einzig robuste Entwicklungs-Treiber ist Technologie. Politik müsste die Ideen der Weltverbesserer aufnehmen, ist aber zu langsam, um Wirkung zu erzielen. Deswegen ist es im Grunde auch egal, ob die AfD oder eine andere politische Partei das Land regiert. Gesellschaftlich ändert sich nur der politische Mind Set der Bevölkerung, der aber keine konkreten Auswirkungen auf die Entwicklung eines Landes ausübt. Technologie hingegen setzt sich zwar auch nur mit Trial und Error durch, aber irgendetwas bleibt davon in der Gesellschaft hängen.

Internet-Aktivisten wollen Steuer-Oasen trockenlegen. Von diesen gibt es eine reichliche Anzahl: Vereinigte Arabische Emirate, Bahrein, Bahamas, Malta, Niederlande, Luxemburg. Ich frage mich, was das soll. Für Privatleute macht es keinen Sinn, so sehe ich es. Für Unternehmer kann es interessant sein, einen Teil der Einnahmen dem Zugriff der Steuerbehörde zu entziehen. Und dass Fußball-Legende Uwe Seeler ein paar Groschen im Ausland hält, sollte doch jedem egal sein, auch dem Spiegel.

Spiegel-Korrespondent in Rom, Frank Hornig, macht sich Gedanken über die Deutschen. Bei den Protesten, an dem einige Tausend teilnehmen, werden sie ihm unsympathischer. Seine Gedankengänge kann ich nachvollziehen. Doch ist es eine Frage der Perspektive. Lebte ich in Deutschland, empfände ich es als normal, dass Deutsche gegen den Lockdown protestieren. Sind ja ohnehin nicht alle. Im Ausland lebenden, kommen einem die Leute wie eine andere Spezies mit ausserplanetarischer Wellenlänge vor. Meine Einstellung zu Deutschen änderte sich schon, als ich in den USA wohnte und mich über die Freundlichkeit der Amerikaner wunderte. War ich nicht gewohnt. Ich kannte Sprüche wie „Wenn ihnen das nicht passt, können Sie ja gehen,“ „Das ist hier doch keine Wärmehalle“, „Gehen Sie mal zur Seite hier,“. - In einer Gepäckausgabe-Halle des Frankfurter Flughafens kommandierte ein Flughafen-Angestellter eintreffende Amerikaner auf deutsch herum. Fand ich abartig. - Und als ich in South Carolina bei BMW tätig war und auf einige andere Deutsche von der SAP traf, die schon längere Zeit in den USA lebten, und wir Deutsche uns über Landsleute in Deutschland unterhielten, kamen wir uns als geläuterte, bessere Menschen vor. Das gleiche Muster erkenne ich beim Lesen von Kommentaren zu Spiegel-Online Artikeln über die letzten Proteste in Deutschland gegen die Lockdowns dort. Während in Deutschland Lebende sich gegen die Behauptungen des Rom-Korrespondenten zur Wehr setzten, befanden sich die Kommentare der in Italien lebenden Deutschen auf der gleichen Linie wie Hornig. Leben im Ausland, sollte jeder mal machen.

Obwohl auch das nur die halbe Wahrheit ist. In einem weiteren Beitrag „Stehpinkler und ihre Mägde“ werden die Lebens-Unterschiede der wohlhabenden Schicht und ihres Bedienungspersonals in Brasilien, hervorgehoben. Schräger Artikel vom Südamerika-Spiegel Reporter Marian Blasberg. Die Sätze zum Beispiel: „Empregada domestica nennen die Brasilianer diese Hausangestellten. Sie sind der eigentliche Grund, weshalb auch heute noch kein Mann auf der Toilette sitzt.“ Was Blasberg meint, ergibt sich aus einem anderen Satz vorheriger Zeilen. In Deutschland befahl Blasbergs Mutter ihrem Sohn anscheinend: „Setz dich, oder mach deinen Dreck selber weg.“ Das war der Auslöser, lol. Es lag an seiner Mutter. Davon ausgehend wunderte er sich in diesem Artikel nun, dass die brasilianischen Mütter ihren Söhnen nicht das gleiche sagten. Dann muss meine Mutter auch eine brasilianische gewesen sein; denn mir fällt nicht im Traum ein, im Sitzen zu pinkeln.

Und warum er sich wundert, dass brasilianisch besser gestellte Familien ein Dienstmädchen unterhalten und dann über die Frau schreibt, die in seiner Wohnung putzt, stellt die Logik seines Artikels auf den Kopf. Lebte ich mit meiner Frau in Brasilien fiele es uns nicht im Traum ein, Personal zu unterhalten. Kein Problem, die eigene Bude sauber zu machen. Machte ich in den USA zehn Jahre lang. Wobei ich mich wunderte, was der Hoover Staubsauger für einen Lärm machte. Mit Schalldämpfern haben es die Amis nicht so am Hut. Dafür haben sie alle Geschirrspüler und Wäschetrockner. Waschmaschinen sind Top-Loader, mit der Öffnung im Deckel. Weil ein Drittel der Amerikaner zu dick sind, um sich bücken zu können.

Was mir bei diesem Artikel auffiel war, dass es anscheinend zwischen wohlhabender Familie und Dienstpersonal keine Kommunikation über private Dinge gibt. Dienstmädchen bleiben reserviert. Auch in der Wohnung des Artikel-Autoren. Leuten wie diesen fällt es nicht ein, T-Shirt, Jeans und Sneakers anzuziehen und in die Favelas zu steigen, Kneipen aufzusuchen, um Kontakt mit den Leuten dort herzustellen. Geht alles. Erinnert mich an Zeiten, in denen ich auf St. Pauli im Goldenen Handschuh oder bei Lehmitz herumhing.

Ach ja, mir fällt noch der Elbschlosskeller ein und eine Kurzgeschichte von mir zu diesem Thema, die ich vor 20 Jahren oder so aufschrieb. Hier ist der Link: https://sites.google.com/site/keylmann/aufderreeperbahn







Nessun commento: