Minutennovelle: Weg

(aus einer gestrigen Zeitungsnotiz)

"Disperso nel fiume". L'amico sotto choc. "Mi ha chiesto un video. Stavamo giocando."

Das muss ich übersetzen. "Im Fluss verloren". Freund unter Schock. "Er wollte ein Video von mir haben. Wir haben gespielt."

War in der Provinz Modena. In Marzaglia genauer gesagt. Dort wo die Secchia fliesst. Ein mittelgroßer Fluss, dessen Wasser träge am Ufer entlangschwappt. Yahia hatte sich bis auf die Badehose ausgezogen. Toni hielt das Telefon. Yahia machte einen Köpfer, einen anderen, noch einen, und war dann weg. Kam nicht mehr aus dem Wasser.

Weiden stehen am Ufer. Robust. Wie die Männer dort, die in der Landwirtschaft ackern. Im Schilf sonnten sich Karpfen. Wasserhühner zogen über den Fluss. Es war schön hier.

Toni rief Polizei und Feuerwehr. Er stand am Ufer , sah einen Feuerwehrwagen. Dann kam Herr Blohm, der Bürgermeister. Toni deutete auf die Stelle, an der Yahia seine Köpfer gemacht hat, Ratlos huschte der Blick des Bürgermeisters über die Szene, sah, wie ein Feuerwehrmann in den Fluss stieg, tauchte.. Er kam nicht aus dem Wasser heraus.

Herr Blohm wusste, wen er anrufen musste. Protezione Civile. Eine Gruppe Taucher quoll aus ihrem Unimog. Sie zogen sich Masken über, sprangen ins Wasser. Der Bürgermeister wartete. Vergebens.

Satellitenaufnahmen gaben nichts her. Ein Militärfahrzeug näherte sich. Soldaten trugen eine Unterwasserdrone an den Fluss, ließen sie ins Wasser. Die Aufnahmen waren dunkel. Dann riss die Verbindung ab. Die Drone kam nicht zurück.. Der Bürgermeister kratzte sich am Kopf. Er fuhr in den Ort zurück, tauchte wieder auf. Nahm ein Schild aus dem Kofferraum, einen Hammer und schlug den Pfahl mit dem Schild in den Boden. "Baden verboten".