Frage: Gibt es zur Zeit eine sich vergrößernde Aufmerksamkeitdivergenz bei jungen und älteren Menschen aufgrund der kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspanne bei den jungen, und wird diese Divergenz dann wieder verschwinden, da die jungen älter geworden sind und die Älteren mit der längeren Aufmerksamkeitsspanne dann nicht mehr leben?
Antwort:
Ja, es gibt Hinweise auf eine wachsende Divergenz in der Aufmerksamkeitsspanne und den Aufmerksamkeitsmustern zwischen jungen und älteren Generationen, die hauptsächlich durch die unterschiedliche Mediennutzung und die Informationsflut in der digitalen Welt bedingt sind.
? Aufmerksamkeitsdivergenz zwischen Generationen
Die Annahme einer Divergenz stützt sich auf folgende Beobachtungen:
Jüngere Generationen (z. B. Gen Z, Gen Alpha) sind mit digitalen Medien, kurzen Inhaltsformaten (wie TikTok-Videos) und ständiger Reizüberflutung aufgewachsen. Dies scheint zu fragmentierteren Aufmerksamkeitsmustern und einer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne für einzelne, länger andauernde Aufgaben zu führen (manche Studien sprechen von einer Spanne von nur wenigen Sekunden).
Ältere Generationen haben oft noch die Fähigkeit zur längeren Konzentration auf einzelne Aufgaben (z. B. beim Lesen eines Buches oder einer längeren Zeitung), da sie in einem weniger reizintensiven Umfeld sozialisiert wurden. Einige Forschungsergebnisse deuten sogar darauf hin, dass die Konzentrationsfähigkeit bei Erwachsenen in den letzten Jahrzehnten möglicherweise zugenommen hat (im Sinne eines "Flynn-Effekts" beim Konzentrationsvermögen).
Die intensive Nutzung von Bildschirmmedien bei Kindern korreliert in einigen Studien mit geringeren Aufmerksamkeitsleistungen und eingeschränkter Impulskontrolle, während regelmäßiges, selbstständiges Lesen mit besserer Konzentration in Verbindung gebracht wird.
Diese Unterschiede in der Mediennutzung und den daraus resultierenden Gewohnheiten im Umgang mit Informationen bilden die Grundlage für die wahrgenommene Divergenz.
? Zukünftige Entwicklung und das "Verschwinden" der Divergenz
Die Frage, ob diese Divergenz wieder verschwinden wird, weil die jüngeren Generationen älter werden, ist komplex und lässt sich nicht eindeutig beantworten.
1. Generationen- vs. Alterseffekt
Generationseffekt: Wenn die kurzen Aufmerksamkeitsmuster ein dauerhaftes Merkmal der digital aufgewachsenen Generation (kohortenspezifisch) sind, dann wird diese Art der Aufmerksamkeitsspanne mit dem Älterwerden dieser Gruppe zum neuen Standard. Die ursprüngliche Divergenz würde verschwinden, weil die Bevölkerung im Durchschnitt weniger zur Langzeitkonzentration neigt.
Alterseffekt: Wenn sich die Aufmerksamkeitsspanne im Laufe des Lebens unabhängig von der Geburtskohorte wieder verlängern würde (ähnlich wie andere alterstypische Verhaltensweisen), könnte sich die Divergenz im Erwachsenenalter wieder abschwächen. Studien zeigen jedoch, dass Verhaltensweisen wie die Mediennutzung stark vom Alter und den kulturellen Einflüssen während der Jugend abhängen.
2. Mediale Anpassung der Älteren
Ältere Generationen passen sich zunehmend den digitalen Medien an (der Anteil der Internetnutzer über 60 steigt stetig). Dies könnte ihre Aufmerksamkeitsmuster beeinflussen und entweder zu einer Konvergenz mit den Jungen führen oder eine neue Kluft zwischen den digital versierten Älteren und den digital Abseitsstehenden innerhalb der älteren Bevölkerung schaffen.
3. Die Rolle neuer Technologien
Die nachfolgende Generation Alpha beginnt bereits in sehr jungem Alter mit der Nutzung digitaler Geräte. Dies könnte die Entwicklung einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne noch verstärken und eine neue Divergenz zwischen ihr und der jetzigen "Generation Z" schaffen.
Fazit:
Es ist wahrscheinlicher, dass die kürzeren Aufmerksamkeitsspannen und fragmentierten Muster der jüngeren Generationen sich im Laufe der Zeit zum neuen gesellschaftlichen Durchschnitt entwickeln, da diese Kohorten die älteren Generationen ersetzen, die eine längere Aufmerksamkeitsspanne hatten. Die Divergenz in Bezug auf die gewohnte Konzentrationsfähigkeit würde insofern verschwinden, als das neue Muster dominant wird. Es wird jedoch wahrscheinlich eine neue Divergenz zur noch jüngeren nachfolgenden Generation Alpha entstehen.

Nessun commento:
Posta un commento